“Luxustourismus: Ein Marktsegment für Südtirol?“ war das Thema der Veranstaltung des Tourismus Management Clubs (TMC) am 17. Januar im Raiffeisen Forum in Bruneck. Herr Christoph Engl, Direktor der SMG, Herr Klaus Dieter Koch von der Brand: Trust GmbH in Nürnberg und Frau Ursula Mahlknecht Pizzinini vom Hotel “Rosa Alpina“ in St. Kassian stellten ihre Sichtweisen zum Thema Luxustourismus dar.
Herr Engl eröffnete seinen Vortrag mit der Analyse des Wortes “Luxus“. Interpretiert als “verschwenderisch“, sowie “über das übliche Maß hinaus ragend“ wird Luxus von vielen negativ konnotiert und man wendet sich davon ab. “Luxuriös ist jedoch nichts, was jedem zur Verfügung steht. Luxus ist exklusiv und damit massenunfähig.“ In diesem Zusammenhang warf der Direktor der SMG die Frage in den Raum: “Ist diese Luxuswelt jene die auch Südtirol besetzen soll?“ Laut Engl hat Südtirol im Luxussegment wenige Möglichkeiten. Als Gesamtmarke ist es nicht das Ziel, Südtirol als Luxusmarke zu positionieren. Darüber hinaus ist Südtirol im touristischen Kontext kein geographischer Ort, sondern ein Lebensgefühl. Dies bedeutet jedoch auch, dass sich Südtirol in Zukunft durchaus Potenzial als Destination des immateriellen Luxus haben könnte.
Der Gedanke des Wandels von materiellem zu immateriellem Luxus wurde vom zweiten Referenten, Klaus Dieter Koch, aufgegriffen. “Die Werte der Menschen wandeln sich und werden sich weiter wandeln und damit auch das Verständnis von Luxus. Luxus ist der Seismograph für zukünftige Massenmärkte.“
Das Unternehmen ï‚¢Brand: Trust GmbHï‚¢ mit Sitz in Nürnberg hat eine Studie ï‚¢Die Welt und der Luxus im Wandelï‚¢ durchgeführt, die zeigt, dass für 2/3 der Befragten Luxus auf immateriellen Werten basiert. Auf die Frage “Was ist persönlicher Luxus“ werden Freizeit Gesundheit, Urlaub ganz vorne gereiht, vor dem materiellen Gut Auto, dass oft als klassisches Luxusgut angesehen wird.
“Luxus muss eine durchgehende widerstandsfähige Erfahrungskette schaffen. Luxus lebt vom Übertreiben und vom Durchbrechen der gewohnten Norm“, so Koch. In seinen Augen besteht in Südtirol ein gewisser Drang zur Spitzenleistung, was eine hervorragende Voraussetzung für eine Zukunft im Segment Luxus ist.
Frau Mahlknecht Pizzinini stellte den Weg des “Rosa Alpina“ vom einfachen Gastbetrieb zum renommierten 5 Sterne Hotel dar. Die Umstrukturierung des Betriebes, die Markterschließung und die Ansprache neuer Kundengruppen erfolgte mit Hilfe von wissenschaftlichen Modellen und Strategien, wie z.B. Swot Analyse, Marketing Mix Planung, etc. Die Umstrukturierung des Betriebs in ein Hotel für das Luxussegment ist ein jahrelanger, aufwändiger Prozess der auch viel unternehmerischen Mut und Fach- und Marktkenntnis erfordert. Entscheidend ist, zusätzliche Serviceleistungen, auch von Dritten, über den Betrieb und am Qualitätsniveau des Betriebes anzubieten. Ziel ist es jedoch auch, die Umgebung/Region mitzuverkaufen. Authentizität wird zum Schlüsselfaktor und oft wird diese durch Vorgehens- und Verhaltensweisen erreicht, die international als “survival chic“ bzw. nach Koch als “radical chic“ bezeichnet werden.
Die Kernaussage des Abends war, dass der Luxus der Zukunft ein unsichtbarer Luxus sein wird. Nach Herrn Engl könnte Südtirol doch noch das Angebot von Luxus haben wenn Zeit, Aufmerksamkeit, Sinn, Ruhe, Raum die entscheidenden Faktoren für Luxustourismus sind bzw. werden.
Der TMC lädt auch nächsten Monat wieder zu einer Veranstaltung ein. Das Thema am 14. Februar 2011 ist “Kultur- und Sportsponsoring“. Als Referenten sind Alfred Guariello, Verwaltungsrat der Stiftung Südtiroler Sparkasse, Jimmy Nussbaumer, Journalist und Vorsitzender von “ambitions“ und Jochen Schenk, Raiffeisenkasse Bruneck geladen.