Schneesport wird auch 2050 noch existieren

120 Teilnehmer beim TMC-Abend in Bruneck

Bruneck, Raiffeisen Forum: Am Montag, den 9. Dezember, referierten im Rahmen des TMC im Raiffeisen Forum Bruneck Hubert J. Siller vom MCI Innsbruck sowie Roland Zegg, Geschäftsführer der grischconsulta aus der Schweiz, zum Thema ,,Alpine Täler: Ohne Wintertourismus kein Sommertourismus“.

Hubert J. Siller, Professor am Management Center Innsbruck, eröffnete den Abend mit einer klaren Zustimmung: Ohne Wintertourismus kann es keinen Sommertourismus geben. Immer wieder aufkommende Diskussionen über ein mögliches Ende des Wintersports sind, laut Siller, zu weit hergeholt: Im internationalen Vergleich zu den USA, Japan, Canada, und Korea stellt Europa den stärksten Wintersportmarkt dar. Auch in Zukunft wird das so bleiben. Richtet man den Fokus auf Südtirol, so macht der Wintertourismus-Anteil 40% des gesamten Tourismus aus. Dies mag zum Teil auch an den verschiedenen Herausforderungen liegen, denen sich der Wintertourismus stellen muss: Die globale Erwärmung, die vor allem im Vor- und Nachwinter tendenziell zu extremen Wetterlagen führt; unterschiedliche kulturelle und generationsbezogene Affinität mit dem Winter und dem Wintersport, das zeigt sich an den verschiedenen Initiativen der Skiresort, den Skisport Grundschulkindern – auch mit Migrationshintergrund – näher zu bringen; die innovative und attraktive Produktgestaltung und die Verbesserung der Erreichbarkeit der Skigebiete (während zur Zeit 87% der Gäste mit dem Auto zum Skigebiet anreisen, geht die Zukunft ganz klar in Richtung Direktverbindung Zug – Seilbahn). Gilt der Wintertourismus als Garant für den Sommertourismus, so muss ersterer durch folgende Erfolgsfaktoren gestärkt werden: Produktgestaltung, Marketing, Qualitätssicherung, Management, Führung und richtige Nutzung der vorhangenden Ressourcen.

Aber ist es wirklich so, dass der Sommertourismus ohne den Wintertourismus nicht existieren kann? Um die Kernfrage, zu beantworten stellt Dr. Zegg die folgenden drei Thesen auf:
1. These: Der Winter ist nicht vorbei…
2. These: … aber er wird anders und…
3. These: … der Sommer ist MEHR-WERT
Nach vor wie übernimmt der Wintertourismus in einer Vielzahl der alpinen Tourismusdestinationen eine prägende Rolle. Allerdings hat der Sommertourismus, bei einer Betrachtung der Nächtigungen in den vergangenen Jahren, an Bedeutung deutlich gewonnen. Der alpine Wintertourist und das Wettbewerbsumfeld haben sich in den vergangenen Jahren stark verändert, und dieser Wandel ist noch lange nicht abgeschlossen. Immer mehr Menschen leben in Städten, immer mehr Kinder mit
Migrationshintergrund haben weniger Bezug zum Schnee, die Klimaveränderungen sind sicht- und spürbar, die Schneesicherheitsgrenze wandert nach oben usw. Durch die veränderten Gästebedürfnisse müssen die touristischen Leistungsträger in den alpinen Regionen ihr Angebot neu ausrichten. Einigen ist dies schon beinahe in Perfektion gelungen, anderen noch nicht. Der Sommertourismus im Südtirol ist im Vergleich zu anderen alpinen Regionen stärker. Allerdings verkaufen sich die Südtiroler vielfach preislich unter ihrem Wert.

Auf die anfangs gestellte Frage antwortet Roland Zegg: „Alpine Täler: Ohne klaren Marktfokus, innovative Produkte und schlagkräftige Strukturen weniger Winter- und weniger Sommertourismus“ oder anders „Je höher gelegen, desto kleiner der Anpassungsdruck und desto höher das Potential für exklusiven Wintertourismus, je tiefer gelegen, desto grössere Anpassungskosten und desto „künstlicher“ das Winterangebot.  

Foto v.l.n.r: Prof. Oswin Maurer (Uni Bozen), Roland Zegg (grischconsulta, Chur), Sonja Villscheider (Studentin Uni Bozen), Valentina Obermair (Studentin Uni Bozen), Hubert Siller (MCI-Innsbruck) und Dr. Hugo Götsch (Uni Bozen)