Share Economy: teilen statt kaufen. Bedeutung und Chancen für den alpinen Tourismus

Der Tourismus Management Club lud am Montag, 12. Mai 2014 zum insgesamt siebten und letzten Diskussionsabend in diesem akademischen Jahr ein. Diese, unter der Leitung von Professor Maurer stehende und in Südtirol äußerst populäre Seminarreihe hat auch dieses Jahr wieder mehr als 800 Teilnehmer aus Gastgewerbe, Tourismus und Forschung in das Raiffeisenforum von Bruneck gebracht.

Das Thema „Share Economy: teilen statt kaufen – Bedeutung und Chancen für den alpinen Tourismus“ stand am Montagabend im Mittelpunkt des TMC. Professor Kurt Matzler vom Institut für Strategisches Management, Marketing und Tourismus der Universität Innsbruck stellte in seinem Vortrag drei grundlegende Perspektiven der modernen Konsumgesellschaft vor und belegte  mit Daten und Fakten die Situation der heutigen Wegwerfgesellschaft.
Das Motto „Teilen ist mehr als Haben“ offeriert nach Matzler ein großes Potential dafür, die Zukunft nachhaltig zu verändern. Immerhin sind 80% der von uns erworbenen Produkte sogenannte Einwegprodukte und 99% aller gekauften Produkte landen innerhalb von sechs Monaten auf dem Müll.
Die heutige Internetgesellschaft liefert die Basis und das Potential für teilen statt kaufen, eine Form des Warenhandels, der überwiegend von postmodernen und gut ausgebildeten Leuten genutzt wird und bei denen der soziale Gedanke im Vordergrund steht. Insbesondere für regionale Produkte tun sich dabei laut Matzler große und zusätzliche Chancen auf.
Herr David Weingartner von  KoKonsum aus Deutschland benannte in seiner Präsentation die Einflußfaktoren und Bedingungen, die der Share Economy zugrunde liegen, bevor er auf die Chancen für den Tourismus einging. Durch Offenheit, Transparenz, Vertrauen und Zusammenarbeit ist es grundsätzlich möglich, jeden touristischen Bedarf zielgruppengerecht zu decken. Kollaboration statt Konfrontation ist dabei eines der wichtigsten Prinzipien, um kollaborative¬ Wertschöpfungs¬ketten und zusätzliche wirtschaftliche Chancen zu eröffnen.
Der wichtigste Nutzen, der für Touristen aus „Teilen statt Kaufen“ entsteht ist die Möglichkeit, völlig neue authentische Erfahrungen als Tourist machen zu können; Erfahrungen, die mittels der üblichen touristischen Angebote nicht gemacht werden können. Dazu zählen insbesondere authentische Erfahrungen mit Menschen aus der Region, mit deren Lebensumständen, deren Arbeit und Hobbies und insbesondere mit deren Alltag, getreu nach dem Motto: „Die interessantesten Dinge im Leben sind nicht Dinge“.
Als ein Beispiel unter vielen nannte Herr Weingartner Airbnb; eine Plattform, die weltweit Übernachtungsmöglichkeiten in Privatwohnungen und -häusern anbietet und somit Teilnahme am Leben und den Interessen der Vermieter erlaubt. Airbnb wurde 2008 gegründet und hat sich international zu einem der populärsten Buchungsplattformen im Rahmen der share economy entwickelt. So wurden über Airbnb 2012 schon alle zwei Sekunden eine Buchung abgewickelt.
Einig waren sich beide Vortragenden darin, daß Teilen statt Kaufen einen Megatrend darstellt, mit Wachstumsraten von 25% pro Jahr weltweit. Ob die Tourismusbranche an diesem Wachstum teilhaben kann und wird ist davon abhängig, inwieweit die Verantwortlichen in und für die Branche proaktiv die Initiative ergreifen, um eine entsprechende Teilhabe der Branche am rapiden Wachstum dieses Marktsegments zu sichern.
Über den aktuellen TMC wurde wieder live via Twitter (#TMCbz) aus dem Raiffeisen Forum in Bruneck durch die Firma SiMedia berichtet. Nachzulesen gibt’s das Ganze auf http://www.twitterwall.it/de/events/tmc.aspx.
Die nächste Veranstaltungsreihe des Tourism Management Club startet wieder im November 2014 mit interessanten Veranstaltungen zu aktuellen Themen.

Foto (v.l.n.r.): Prof. Oswin Maurer (unibz), Patrick Brunner (unibz), David Weingartner (KoKonsum Deutschland), Rella Zsernoviczky (unibz), Prof. Kurt Matzler (Universität Innsbruck), Dr. Hugo Götsch (unibz),  Dr. Josef Hainz (Vizegeschäftsführer Raiffeisenkasse Bruneck)