Tourismusorganisationen im Teufelskreis

Bruneck, Raiffeisen Forum: Mehr als 100 Experten aus der Südtiroler Tourismusbranche beim TMC über Destinationsmanagementorganisationen im Raiffeisenforum Bruneck

In der TMC-Veranstaltung am Montag, 19. Januar 2015, beschäftigte sich Pietro Beritelli, Professor an der Universität St. Gallen, mit dem Thema, ob die im Alpenraum als wichtig angesehenen Tourismusorganisationen in dieser Form noch zeitgemäß sind. Seiner Meinung nach befinden sich Tourismusorganisationen in einem „Teufelskreis“, bestehend aus vereinfachten Grundannahmen, unspezifischen Aktivitäten, einseitigen Kompetenzen, gepaart mit heikler Finanzierung und unwirksamer Corporate Governance.

Teil dieses Teufelskreises ist auch, dass Tourismusorganisationen versuchen, es allen Recht zu machen. Dies führt dazu, dass die Organisationen zu viele Aufgaben übernehmen, die eigentlich nicht ihrem Auftrag entsprechen. Die dabei entstehenden Kosten kann die Organisation meist nicht selbst tragen. Bei der Vermarktung touristischer Leistungen sollten Tourismusorganisationen in Zukunft daher nur mehr ganz bestimmte Aufträge übernehmen, sich auf strategische Besucherströme (SBS) konzentrieren und nicht mehr Destinationen im herkömmlichen Sinn vermarkten.
Laut Beritelli stellen strategische Besucherströme (SBS) den wichtigsten Ausgangspunkt dar, um eine Destination zu steuern und zu vermarkten. Sie weisen einen eigenen Nachfrage-Angebots-Mechanismus auf und sie sind planbar, steuerbar und nachhaltig erneuerbar.

Tourismusorganisationen können nach wie vor einen Mehrwert für die Destination schaffen, indem sie die relevanten strategischen Besucherströme analysieren und diese Ströme in ihrer Entwicklung unterstützen. Dabei sollten die Organisationen die verfügbaren Gelder spezifisch und nur für ganz bestimmte Aktivitäten einsetzen.
Trotz aller Werbeausgaben sollte eines nicht unterschätzt werden: Mundpropaganda und nicht teure Broschüren, Imagefilme und Plakate ist die authentische Form der Werbung für eine Region, insbesondere dann, wenn Destination als Sammlung von persönlichen Erlebnissen und Erfahrungen verstanden wird.

FOTO  (v.l.n.r.): Franziska Ramoser (TMC), Prof. Dr. Oswin Maurer (Freie Universität Bozen, akademischer Leiter des TMC), Prof. Dr. Pietro Beritelli (Universität St. Gallen), Julia Kallweit (TMC) und Josef Heinz (Vizedirektor der Raiffeisenkasse Bruneck)

 

Die Präsentation zum Vortrag von Prof. Beritelli finden Sie im Download-Bereich.