Die zweite Veranstaltung des Tourism Management Clubs 2018-19 der Freien Universität Bozen, Campus Bruneck, fand am Montag im Raiffeisen Forum Bruneck zum Thema „Zukunft des Wintertourismus in den Alpen“ statt. Thomas Bausch, Professor für Destinationsmanagement, Regionalentwicklung und Tourismuspolitik, präsentierte Daten, Fakten und Analysen zur Entwicklung des Tourismus in den Alpen.
Am Beginn seines Vortrags schaffte er drei „Irrtümer“ über Tourismus und die deutsche Bevölkerung aus der Welt. Erstens, die Annahme, dass die Deutschen ständig verreisen. Studien zeigen, dass 60% der Deutschen nur einmal im Jahr, und hauptsächlich in den Sommermonaten verreisen. Zweitens, dass deutsche Touristen viel Geld für den Urlaub zur Verfügung haben. Tatsächlich verfügen nur ein Drittel der Deutschen über ein Einkommen, dass mehrere Urlaubsreisen pro Jahr erlaubt. Und drittens, dass Winterurlaub in Deutschland synonym mit Skifahren ist, eine Annahme, die durch die Datenlage der letzten Jahre widerlegt wird.
Skifahren ist zwar nach wie vor ein bedeutendes Thema für alpine Wintergäste, doch die Alpen stehen aufgrund sich ändernder Erwartungsdimensionen im sich täglich verschärfenden Wettbewerb mit anderen Winterdestinationen. Wichtigste Winterdestinationen sind heute Warmwasser- (28% aller Winterurlaubsreisenden) bzw. Fernreisedestinationen (21 %) und nur mehr 20 % aller Winterreisen der Deutschen gehen in die Alpen. Die neuen Wettbewerber stehen insbesondere aufgrund der in den letzten Jahren aufgebauten Flug- und Kreuzfahrtkapazitäten unter massivem Verkaufsdruck.
Zwei Studien, die an der HM München unter Leitung von Thomas Bausch durchgeführt wurden, erlauben es, die sich ändernden Erwartungsdimensionen an den Urlaub in den Alpen besser abzubilden. Am wichtigsten für die Entscheidung den Urlaub nicht in den Alpen zu verbringen sind persönliche Faktoren, wie Gesundheit, Berufs- oder Ortswechsel, familiäre Situation, etc.).
Von großer Bedeutung ist jedoch, dass für viele, die in Zukunft nicht mehr in den Alpen ihren Urlaub zu verbringen wollen, die Urlaubserfahrungen in den letzten Jahren großen Einfluss auf die Entscheidung haben, den nächsten Urlaub nicht mehr in den Alpen zu verbringen.
Insbesondere viele Elemente der Angebotskomponente Ski und Snowboard zeigen Schwächen, sowie auch viele Elemente, die mit dem „Wintererlebnis“ verbunden sind. Demnach sind etwa 20% derer, die ihren Winterurlaub nicht mehr in den Alpen verbringen, unzufrieden mit den „Winterfaktoren“ (wie z.B. Schnee, Kälte, Ruhe), mit steigender Tendenz.
Abschließend stellte Thomas Bausch fünf Thesen auf, die helfen könnten, Urlauber wieder verstärkt in die Alpen zu bringen. Vor allem emotionale Faktoren, welche die Alpen als Sehnsuchtsraum darstellen, könnten besser genutzt werden. Unterschiedliche Produkte anzubieten, d.h. nicht nur Skifahren, sondern vor allem Winternaturerlebnis zu ermöglichen, erfordert jedoch neue Produkt-, Preis- und Investitionsstrategien, die auf ganzjähriger Basis zu entwickeln sind.
Professor Bausch wird ab 1. März 2018 die Leitung des zu errichtenden Kompetenzzentrums für Tourismus und Mobilität am Standort Bruneck übernehmen.
FOTO: prof. Thomas Bausch