Was Low-Cost-Airlines von Destinationen erwarten. Der Ausbau des Flughafens Bozens auf die Bedürfnisse von “Billigairlines“ würde viele Vorteile unter anderem zur Stärkung des Tourismus und der Wirtschaft bringen. Doch welche Voraussetzungen müssen die Destination als auch der Flughafen erfüllen, um eine Kooperation mit den Low-Cost-Airlines zu ermöglichen? Mit diesem Thema beschäftigten sich die vier Experten der gestrigen Veranstaltung des TMC, in Zusammenarbeit mit der Hoteliers- und Gastwirtejugend. Als Ehrengast war Prof. Rita Franceschini, Rektorin der Freien Universität Bozen, anwesend.
Der Flughafen Bozen wurde bereits im ersten Weltkrieg als Flugfeld genutzt, im Jahr 1930 wurde der Linienverkehr mit Mailand, München, Venedig und Trient aufgenommen. Trotz der Gründung eines Komitees sowie später eines Konsortiums scheiterte der Durchbruch im Linienverkehr jedoch an technischen, wirtschaftlichen und geologischen Schwierigkeiten, umriss Manfred Mussner, Vertreter der Luftfahrtsbehörde ENAC am Flughafen Bozen.
2006 zählte der Flughafen Bozen im Jahr rund 76.000 Passagiere, der Flughafen Salzburg befördert im Vergleich 3 Mal so viele Passagiere. Doch Flughäfen inmitten der Alpen haben generell mit zusätzlichen Schwierigkeiten zu kämpfen, zum Teil aufgrund technischer, zum Teil aufgrund natürlicher Hindernisse. So stellen etwa die Berge und das schmale Tal immer wieder große Herausforderungen dar, da sie ein sehr steiles Anfliegen erfordern, doch auch die Wetterabhängigkeit darf nicht unterschätzt werden. Ing. Ernst Wieser, Leiter der Flugsicherung Innsbruck, hob hervor, dass die Auswirkungen auf Sicherheit, Verlässlichkeit und Wirtschaftlichkeit nur durch eine gute Schulung und Weiterbildung der Crew und fortlaufende Beobachtung der Entwicklung von Technologien unterbunden werden können.
Dies alles hat vor allem eine Bedeutung für Low-Cost-Airlines, da diese mit größeren Flugzeugen die Flughäfen anfliegen, wie zum Beispiel einer Boeing 737. Die Referenten waren sich gestern einig: der Flugverkehr wird sich immer mehr im Low-Cost-Bereich abspielen. Auf Grund der vom Fluggast immer mehr genutzten Möglichkeit einer Selbststeuerung und freien Zusammensetzung seines Urlaubpaketes via Internet ist eine ausgezeichnete Kooperation der Airlines mit den Tourismusorganisationen Voraussetzung. Hohe Pünktlichkeit und Kundenzufriedenheit sind weiters Aspekte, auf die die Low-Cost-Airlines großen Wert legen, wie Lutz Tilgner von TUIfly aufzeigte. Punkt zu Punkt Flüge, kurze Bodenzeiten, keine Mahlzeiten und Getränke während des Fluges sowie zum Teil Gebühren für das Gepäck, keine Transfers und überwiegend kurze Flugdauer sind Kennzeichen der Billigairlines.
Low-Cost-Airlines haben heute einen Marktanteil von ca. 28 % am innereuropäischen Passagieraufkommen mit über 100 Mio. Passagieren. Da sie so den Markt weitgehend stimulieren, jedoch trotzdem das Risiko tragen, erwarten sie sich auch ein Entgegenkommen von der Region und dem Flughafen, eine Verminderung des hohen Kostenrisikos und Landegebühren sowie Paketangebote und Marketingkooperationen. 60 % der Kunden von Billigairlines sind neu und wären nicht in eine Region gekommen, hätte sie nicht das Angebot der Airlines überzeugt und verführt.
Doch Prof. Oswin Maurer, Dekan der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, hatte Einwände: “Kann Südtirol die Forderungen der Airlines von 100.000 Betten garantieren?“ Er zeigte auf, dass zum Beispiel der englische Markt schon zu 50% von Lowcost-Flügen dominiert wird. “Und dies bedeutet, von Fluggesellschaften ohne staatliche Beteiligung!“ Allerdings zeigte er auch auf, dass ein Flughafen, der mit low-cost Kooperiert, sehr viele Verpflichtungen in Form von Infrastruktur, Marketingzuschüssen u.a. eingehen muss.
Mit dem neuen Konzept der Anschlussbusse an Flughäfen, die Low-Cost-Airlines bedienen, muss man “keine gefährlichen Allianzen mit niemanden eingehen“, resümierte Christof Engl, Direktor der SMG. Allein in den 10 Wochen, in welchen die SMG Anschlussbusse anbot, nutzten 3000 Gäste diesen Zubringerservice.