Südtiroler Tourismus für neue Märkte gewappnet?
“Die Rahmenbedingung für die Internationalisierung des Tourismus sind geschaffen, es sind jedoch noch einige Hausaufgaben zu erledigen“, so Prof. Pietro Beritelli beim TMC-Abend über die Zukunft des Tourismus in Bruneck.
19 Studenten der Freien Universität Bozen skizzierten gestern Abend unter Leitung von Prof. Pietro Beritelli (Universität St. Gallen) die Zukunft des Nächtigungstourismus am Beispiel Bruneck, was Gegenstand der zweimonatigen Studie “Neue Märkte – alte Hotels“ war. Christoph Engl, Direktor der Südtiroler Marketing Gesellschaft, nahm im Anschluss daran Stellung zu dieser Problematik.
Nicht nur das attraktive Wintersportangebot, sondern auch eine gute Erreichbarkeit, größere Kapazitäten für eine steigende Nachfrage und ein ansprechendes Freizeitangebot im Sommer könnten laut den Studienergebnissen der Studenten das Pustertal für neue Märkte attraktiver machen. Ein besonders attraktiver Markt sei laut den Ergebnissen der osteuropäische Raum. Laut Beritelli ist es von enormer Bedeutung, mit Kontinuität langfristig in einen neuen Markt zu investieren, um ihn für sich zu gewinnen. So hat es Zermatt zum Beispiel geschafft, die (siebenstündige!) Fahrt mit dem Glacier-Express als Attraktion für die Asiaten zu verkaufen und gezielt in diesen Markt zu investieren. Engelberg in der Schweiz konzentriert sich stark auf den indischen Markt und bietet mittlerweile indische Bergführer oder ein indisches Restaurant auf der Bergstation ihres Skigebietes.
Bei dieser Entwicklung hakte Christoph Engl ein und warnte vor einer “touristischen Ghettoisierung“ durch zu starke Fokusierung auf die Bedürfnisse der neuen Märkte. Seiner Meinung nach seien eine gute Strukturpolitik und die Wertschöpfung der eigenen Kultur das, was eine attraktive Urlaubsdestination ausmachten.
Reiseerfahrene Menschen seien auf der Suche nach “Typizität und Authentizität“ im jeweiligen Kulturraum. Obwohl eine Abhängigkeit von den Stammmärkten derzeit noch bestehe, sei die Bemühung um neue Märkte von großer Bedeutung, denn rund 550.000 Touristen, die allljährlich nach Südtirol reisen, sprechen nicht deutsch oder italienisch.
Um eine Internationalisierung im Tourismus zu erreichen dürfe Südtirol seine eigene Identität nicht ablegen, jedoch sollte es versuchen den Ansprüchen neuer Märkte durch einen “Mix“ aus Kleinbetrieben und großer Hotellerie gerecht zu werden, so Engls Resumà©e. Derzeit wirbt die SMG in neun europäischen Ländern. Will man aber internationalisieren, so müssen die Homepages der Hotels auch auf Englisch umgestellt und das Personal muss geschult werden in Kultur und Sprache, der Handel oder die Stadtpolizei müssen künftig Englisch beherrschen um ein attraktives Umfeld zu gestalten, denn nach Südtirol kommt der Gast nicht nur wegen der Hotellerie sondern vor allem wegen Land, Leute und Kultur.
Wir laden Sie herzlich zu unserer nächsten TMC-Veranstaltung am 3. März 2007 zu dem Thema “Sport- und Freizeitinfrastrukturen“ in Südtirol ein.
Unterstützt wurde die TMC-Veranstaltung von: Skirama Kronplatz, Karodruck, Getränke Haidacher, Pustertaler Zeitung, Radio Holiday, Simedia, Mediatour und Papyrex.