Auf die Fahrräder, fertig, los!

Am Montag, 23. April 2012 fand die sechste TMC-Veranstaltung zum Thema „Trend: Genussradwandern und die Auswirkungen auf den Tourismus in Südtirol“ im Raiffeisenforum in Bruneck statt.
Das Genussradwandern findet seit den letzten Jahren immer mehr Anhänger. Dies bestätigten auch die drei Referenten: Manfred Traunmüller von der Donautouristik in Linz; Hannes Neupert von der ExtraEnergy Group Thüringen und Wolfgang Töchterle von der Südtirol Marketing Gesellschaft (SMG) Bozen.

Manfred Traunmüller, einer der Pioniere des Radwandertourismus erzählte von den Höhen und Tiefen des Tourismus an der Donau und ging speziell auf die Zielgruppen des Radtourismus ein. 77 % (Tendenz steigend) der Radfahrer auf dem Donauradweg sind zwischen 46 und 75 Jahren alt,  und der Großteil hat einen Matura- bzw. Universitätsabschluss. Es handelt sich um kritische, preis- leistungsbewusste und loyale Kunden. Den größten Wachstumsmarkt sieht Traunmüller aber bei den Sternradwanderern. Sternradwanderer sind jene Gäste, die sich 5-7 Tage in einem Hotel aufhalten und fast täglich eine andere Radroute fahren. Sie verhalten sich ähnlich wie die Golftouristen.

Hannes Neupert setzt auf das Pedelec: „Wer einmal ein Pedelec ausprobiert hat, kommt davon nicht mehr los!“, so Neupert. Das Pedelec, oftmals verwechselt mit dem E-Bike, ist „juristisch gesehen“ ein Fahrrad, da es nur die Muskelkraft verstärkt. Ein E-Bike, hingegen, erreicht eine höhere Km/h – Zahl als ein Pedelec und erinnert deshalb mehr an ein Moped oder Motorrad.
Entgegen der weit verbreiteten Annahme, dass die Familie der Pedelecs für faule, unsportliche und/oder dicke Menschen vorgesehen sind, überzeugte Neupert von der Nützlichkeit eines Pedelecs und erinnerte daran, dass ca. 98% der Menschen zunächst mal den „Schweinehund überwinden“ müssen, überhaupt auf das Fahrrad zu steigen. Diese psychische Hürde wird durch das Pedelec verringert und animiert dazu, statt dem Auto mal das Fahrrad zu nutzen. Neupert sieht im Pedelec ein großes touristisches Potential. Er empfiehlt, allerdings, den Hoteliers keine Pedelecs anzukaufen, sondern sich auf die Verleihe zu stützen, da die technische Entwicklung zu rasant vonstattengeht.

Wolfgang Töchterle geht speziell auf das Genussradwandern in Südtirol ein und teilt die Radfahrer in drei Zielgruppen ein. Die Urlaubsradler, die Radwanderer und die Regio-Radler. Die Urlaubsradler, die momentan von der SMG am meisten angesprochen werden, machen während des Urlaubs eine kurze Radtour vom Hotel aus. Für sie stellt das Radfahren ein sekundäres Urlaubsmotiv dar. Die Radwanderer sitzen vom ersten bis zum letzten Urlaubstag auf dem Fahrrad und nächtigen immer irgendwo anders. Die Regio-Radler, wie die Sternradwanderer, unternehmen mehrere Touren durch die Region von einem Startpunkt aus. Obwohl letztere Gruppe das größte Potential für Südtirols Tourismus darstellt, wird sie von der SMG momentan nur sehr begrenzt angesprochen, da dieses Phänomen noch relativ neu ist. Der Gewinn wäre jedoch der größtmögliche, da die Touristen ganz im Interesse der Hoteliers am längsten in einem Ho-tel bleiben.

Das Potential Südtirols als Radwanderland befand Wolfgang Töchterle für sehr groß, da Südtirol alle Voraussetzungen für eine perfekte Radwanderung erfüllt: schöne Landschaft, abwechslungsreiche Routenführung, Naturattraktionen, Qualität vom Bodenbelag, Sicherheit und guter Service entlang der Routen. Die letzten beiden Punkte können laut Töchterle noch ausgebaut werden und so stufte er Südtirol am Ende seines Vortrags als „auf dem Weg zum Radwanderland“ ein.
Besonders positiv hervorgehoben wurde in der nachfolgenden Diskussion das Angebot der Bikemobil-Card. Hier bietet das Amt für Mobilität die Möglichkeit einen oder mehrere Tage die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen und ein Fahrrad oder Pedelec an einem, der 33 Südtirol-Rad-Verleihe auszuleihen und es am Zielort wieder zurückzugeben. Somit erübrigt sich die Mitnahme der eigenen Räder in den Zügen. Für die Pedelec-Fahrer gibt es zudem die Möglichkeit die leeren Batterien in einem der Radverleihe gegen eine volle auszutauschen. Das erspart das Nachladen der Batterien und gibt Sicherheit bei der Durchquerung von Südtirol von West nach Ost, von Ost nach West oder von Nord nach Süd.

Die nächste und vor der Sommerpause letzte TMC Veranstaltung findet am Montag, 14. Mai 2012, wie immer um 20 Uhr im Raiffeisenforum Bruneck statt. Das Thema lautet „Wann kommt der Tourismusberater, wann kommt er nicht und wann kommt er zu spät?“. Bei dieser letzten Veranstaltung des akademischen Jahres hoffen wir wieder auf eine spannende Diskussion und zahlreiche Interessenten zu diesem spannenden Thema.