Barrierelose Urlaubsfreuden in Südtirol

veranst_141105_referenten.jpgInnovative Urlaubspakete für Personen mit Aktivitätsbeschränkung

Unter dem Motto “Neue Marktchancen für Tourismusregionen und Beherbergungsbetriebe mit barrierefreien Angeboten – Innovative Urlaubspakete für Personen mit Aktivitätsbeschränkung” stand die gestrige erste Veranstaltung des Tourismus Management Clubs (TMC) in der “Alten Turnhalle“ von Bruneck. Dazu referierten Dipl.-Geogr. Dr. Peter Neumann von Neumann Consult, Martin Telser, Vorsitzender und gesetzlicher Vertreter der sozialen Genossenschaft independent L., Meran, und Karl Hafele vom Sporthotel Weisseespitze ****.

Im Jahr 2001, das unter dem Motto “Chancengleichheit für Menschen mit Behinderung stand“, wurde EU-weit eine Studie durchgeführt. Laut dieser waren 14,5 % der Erwerbsbevölkerung (im Alter zwischen 16 und 64) in der EU behindert. Auf diese Schicht einzugehen, stellt eine große Herausforderung für den Tourismus dar. Infolge der immer höher werdenden Lebenserwartung der Bevölkerung und der Verbesserung der Gesundheitsversorgung nimmt die Anzahl von Menschen mit Behinderung in der Europäischen Union derzeit zu und wird auch weiterhin zunehmen. Zu den Personen mit Aktivitätsbeschränkung werden nicht nur Menschen mit körperlicher oder geistiger Behinderung gezählt, sondern auch Eltern mit Kindern und Senioren.
Obwohl in den letzten Jahren neue Maßnahmen im baulichen Bereich durchgeführt wurden, muss dem Defizit in den Dienstleistungsangeboten durch gezielte Urlaubspakete Abhilfe geschaffen werden, z.B. durch Betreuung von Sanitätern, à„rzten, Physiotherapeuten und Psychologen.

Laut Dr. Peter Neumann, dem ersten Referenten des gestrigen TMC-Abends, ist barrierefreier Tourismus die Möglichkeit eines jeden Menschen, dorthin zu reisen, wohin er möchte. Dafür müssen nicht nur physikalische Barrieren (z.B. Niveaugleichheit) überwunden werden, sondern auch sensorische (z.B. Informationen über Zugänglichkeit). Die Abschaffung solcher Barrieren ist für ca. 10 % der deutschen Bevölkerung zwingend erforderlich, für 30-40 % notwendig.
Nachfrage besteht im Erholungs-, Gesundheits- und Kultururlaubsbereich, wobei vor allem Kurzurlaube und Städtereisen innerhalb Deutschland bevorzugt werden. Um Menschen mit Behinderung einen barrierefreien Urlaub zu ermöglichen, sollte eine geschlossene Servicekette vorhanden sein. Die größten Diskrepanzen zwischen Anspruch und Wirklichkeit bestehen im Sektor der sportlichen und kulturellen Aktivitäten sowie bei der Fortbewegung und den Ausflügen. Trotzdem wächst die Nachfrage nach barrierefreiem Urlaub ständig und stellt somit eine große wirtschaftliche Bedeutung dar. In Deutschland resultiert derzeit ein jährlicher Nettoumsatz von ca. 2,5 Milliarden Euro aus den Reisen der Menschen mit Mobilitäts- und Aktivitätsbeschränkungen.
Durch eine besser zielgruppenspezifische Vermarktung und landesweiten Maßnahmen, wie Förderungen und Investitionen und einheitlichen Qualitätskriterien, könnte aus diesem Zukunftsmarkt ein sozialer und wirtschaftlicher Gewinn für alle erzielt werden.

Die Umsetzung solcher Maßnahmen gelang dem zweiten Referenten dieses Abends, Herrn Karl Hafele, Besitzer des ersten Rolli Hotels der Alpen im Kaunertal.
Sein Motto “Together“ bescherte ihm großen Erfolg und Respekt. Wichtig sind laut Hafele die Beachtung kleiner Details, wie z.B. Platz- und Stufenlosigkeit, sowie Insiderwissen und Hintergrundinformationen. Dadurch lässt sich Diskriminierung und Kundenunzufriedenheit vermeiden.
Innovativ sind die Angebot für seine Zielgruppe. So bietet das Rolli Hotel z.B. Monoschikurse, gezielte Urlaubspackages, Verleihgeräte und verschiedene Events an. Durch intensives und gezieltes Marketing (E-Mail, Internet, Messeauftritte) und die enge Zusammenarbeit mit den Herstellerfirmen ist “Together – Urlaub für Rollis ohne Stufen und Stolpersteine“ auf steilem Erfolgskurs.

Auch laut dem dritten und letzten Referenten des TMC-Abends, Herrn Martin Telser, selbst Rollstuhlfahrer, stellt barrierefreier Tourismus keine Marktnische dar, sonder ein noch nicht ausgeschöpftes Kundenpotenzial. Er stellte die neue Homepage “Südtirol für alle“ (www.hotel.bz.it) vor, die sich mit realen Fotos der Umgebung und von Gästen bewerteten geografischen Karten der Hotels von anderen Homepages abhebt. Erfolgserlebnis für diese Homepage ist die jährlich stark ansteigende Besucherzahl (2005 gab es 2.800 Erstbesucher). Herr Telser schloss seinen Vortrag mit Handlungsempfehlungen für Südtirol, wie einen zentralen Infoschalter, Erweiterung des touristischen Angebotes und Schulungs- und Qualifizierungsangeboten.

In der anschließenden Podiumsdiskussion nannte Karl Hafele die ideale Lage des Kaunertals für Monoschifahrer als eine der ausschlaggebenden Gründe seines Hotelumbaus. Etwas Kritik wurde an der mangelhaften Verlinkung der Homepage “Südtirol für alle“ ausgeübt. Martin Telser versicherte jedoch, dass an diesem Problem in den nächsten Jahren noch verstärkt gearbeitet werde.

Die Veranstaltung wurde unterstützt von: Stiftung Südtiroler Sparkasse, Sparkasse Bruneck, Pustertaler Zeitung, Firma Radio Holiday, Firma Papyrex, Firma Getränke Haidacher, Firma Mila und der Firma Mediagraf und der Gemeinde Bruneck.