Newsletter vom 18.04.05
Chaos am Sternenhimmel. Verschiedene Strategien verfolgen ein gemeinsames Ziel: Vereinheitlichung. Unter dem Motto “Das Sternechaos im Hotelbereich. Machen Klassifizierungen Sinn, wenn jedes Land seine eigene hat?” stand die gestrige Veranstaltung des Tourismus Management Clubs (TMC) in der alten Turnhalle in Bruneck. Verschiedene Ansätze drei bekannter Vertreter Tourismusbranche.
Die drei Referenten, Karlheinz Wöhler, Professor für empirische und angewandte Tourismuswissenschaft an der Universität Lüneburg, Prof. Pietro Beritelli, Leiter des Instituts für Tourismus und Freizeit an der Universität St. Gallen und Walter Meister, Präsident des Hoteliers- und Gastwirteverbandes Südtirol (HGV) vertraten Ihre Standpunkte zu obigem Thema und luden zur anschließenden Podiumsdiskussion ein.
Karlheinz Wöhler erläuterte verschiedene Arten von Qualitätssiegeln für Hotels, angefangen von Einzelsiegeln, die sich durch die Persönlichkeit einzelner Hotels auszeichnen, über Mehrsiegel, die global anwendbar sind und Familiensiegel, die beispielsweise Ferienhotels verwenden, bis zu Dachsiegeln, die mehrere Siegel vereinen wie “Südtiroler Gastlichkeit”. Ein Siegel, so Wöhler spiegelt Vertrauen wieder. Es ist auch als Produkt, Organisation, Person und Symbol zu verwenden und zeichnet sich aus durch funktionellen, emotionalen und darstellenden Nutzen sowie Glaubwürdigkeit, die durch das Tragen anderer Siegel noch verstärkt wird. Karlheinz Wöhler zufolge dienen diese Siegel den Unternehmen, den Absatzmittlern sowie dem Kunden als Differenzierung von Wettbewerbern, als Imagetransfer und Orientierungshilfe.
Prof. Pietro Beritelli stellte ein Hotelklassifizierungsprojekt vor, welches von Studierenden des Laureatsstudienganges Tourismusmanagement der Freien Universität Bozen zusammen mit ihm ausgearbeitet worden war. Dieses befasst sich mit Problemen der Klassifizierung wie der Vielzahl verschiedener Systeme und unterschiedlicher Kriterien sowie unregelmäßigen Kontrollen und der überwiegend freiwilligen Teilnahme am Klassifizierungssystem.
Der Studie liegt ein relativ simples Modell zugrunde, welches rechtliche Grundlagen und Beteiligung, Kriterien der Sternevergabe, Umsetzung der Klassifizierung, Medienpräsenz und Öffentlichkeit sowie Kontrolle über die Einhaltung der Richtlinien umfasst. Der Schlussbericht wird in den nächsten Tagen fertig gestellt und für Interessierte unter www.tmc.suedtirol.com einsichtig sein.
Walter Meister beschränkte sich in seinen Ausführungen mehr auf Südtirol, wo jedes Hotel gesetzlich verpflichtet ist, dem Klassifizierungssystem beizutreten. Im Vergleich zum Rest Italiens bestechen vor allem die Größe der Zimmer sowie die Mitarbeiter pro Zimmer, so Meister. Im Vergleich zu anderen Ländern befindet sich Südtirol im oberen Drittel was Seriosität betrifft. Walter Meisters Ansatz lag darin, kontinuierlich neue Gäste nach Südtirol zu holen, und diese zufrieden zu stellen. Letztendlich werden aus zufriedenen Gästen, die den Südtirol-Lifestyle erlebt haben, Stammgäste.
Auf die Frage der Moderatorin, ob Italien, insbesondere im Süden, jemals dem Standard Südtirols bezüglich Hotels entsprechen werde, antwortete Meister, dass diese die Kriterien Südtirols nicht anerkennen wollen. Würden sie diesen Kriterien entsprechen wollen, müssten 80% der Hotels schließen.
Prof. Pietro Beritelli gab hingegen an, die Anzahl der Sterne nicht als entscheidendes Element zu beweren. Er erkundige sich auch nach Preis-Leistungsverhältnis, Lage, Infrastruktur Service und Gastfreundlichkeit.
Die Abschlussfrage des Abends richtete Karlheinz Wöhler an Walter Meister. Er fragte, wie sich die Hotels innerhalb Südtirols unterscheiden würden, wie Marketing betrieben werde und nach welchen Kriterien Hotels zum Beispiel in den Ortsprospekt aufgenommen würden. Meister antwortete, dass Ortsprospekte in Zukunft abgeschafft würden, man mache einen Imagekatalog für den Bezirk, was einiges an Geld spare. Die Vermarktung Südtirols wird unnötig erschwert, wenn man beginnt, einzelne Hotels vorzustellen. Südtirol sei nur ein kleiner Markt, der in seiner ganzen Vielfalt, aber als Ganzes vermarktet werden müsse.
Barbara Wachtler vom HGJ übernahm die Moderation dieses Abends.
Das Presseteam des Tourismus Management Club (TMC)
Ein Projekt des Laureatsstudienganges für Tourismusmanagement in Bruneck
Freie Universität Bozen