Die gestrige TMC-Abendveranstaltung hat das Thema “Die Beherbergung im Pustertal: Preiswert oder unterm Wert?“ aufgegriffen. Die rund 100 Interessenten verfolgten die Vorträge der vier Referenten Anton Kosta (Raiffeisenkasse Bruneck), Albert Kostner (Hotel & Chalet Corso, Bruneck), Gert Prantner (International Hotel Resort Management and Consulting, Hamburg) und Thomas Bausch (Hochschule für angewandte Wissenschaften, München) mit regem Wissensdurst, welches sich vor allem in der anschließenden Podiumsdiskussion widerspiegelte.
Prof. Thomas Bausch eröffnete die Abendveranstaltung des Tourism Management Club mit Perspektiven aus der Wissenschaft. Dazu definierte er zunächst das Wort Preis. Der Preis ist der in Geldeinheiten ausgedrückte Wert eines Gutes. Die Theorie besagt das der optimale Preis der ist, den Anbieter und Nachfrager gegenseitig akzeptieren. Wichtig zu beachten ist jedoch auch die Preiselastizität, die auf dem europäischen Markt relativ groß ist, d.h. die Nachfrage reagiert empfindlich auf Veränderungen des Preises. Praxisbezogen ist Südtirol laut dem Professor bereits eher hochpreisig, daher sollten keine Veränderung des Preises ohne Verbesserung der Leistung durchgeführt werden.
Der Bankier Anton Kosta erklärte anhand einer Studie zum Tourismus im mittleren Pustertal die wirtschaftliche Situation von 60 Hotelbetrieben. 27% der von der Raiffeisenkasse Bruneck vergebenen Kredite fließen in die Tourismusbranche. Die Eigenkapitalquote der Betriebe liegt im Durchschnitt bei 13%. Jedoch sind die Unterschiede zwischen den 60 ausgewählten Betrieben groß. So liegt die Eigenkapitalquote der Top 5 Betriebe beispielsweise bei 20%. Kosta mahnt die lange Verschuldungsdauer an. Bei den 5 besten Betrieben weichen sämtliche Kennzahlen nicht sonderlich vom Mittel ab jedoch liegt die Verschuldungsdauer beiden Top-Fünf bei nur 6 Jahren. Das Hotel und somit auch der Preis steht und fällt mit den unternehmerischen Fähigkeiten der Hoteliersfamilie.
Albert Kostner, Hotelier aus Bruneck, gab einen kurzen Einblick in die Situation der Beherbergung in Bruneck und Umgebung. Er berichtete von Teufelskreis der sich zwischen Umsatz machen und Raten zurückzahlen abspielt. Ein weiterer Faktor der dem Gastgewerbe zu denken geben sollte ist das Preisdumping. Die Preise sollten zu der jeweiligen Sternekategorie passen. Laut dem Hotelier ist das Pustertal für die Gäste preiswert, jedoch aus der Sicht der Betriebe unterm Wert.
Gert Prantner, der Consultant aus Hamburg plädierte für die Märktedifferenzierung in unserem Land. Die Destinationen in Südtirol sei viel zu stark nur von den beiden Hauptmärkten abhängig. Grad in Deutschland macht sich der Trend zum Urlaub im eigenen Land verstärkt bemerkbar. Ein Standort muss weltweit in die internationalen Vermarktungssysteme eingebunden sein um wahrgenommen zu werden. Mit Hilfe von starken Marken kann das eigene Hotel unter das Dach eines Markenschirms gestellt werden und erfolgreich international agieren. Das Produkt ist laut Partner ausgezeichnet, der persönlich Einsatz der Hoteliers ist vorbildlich, das Preis-Leistungsverhältnis hervorragend. Die Betriebsgrößen sind jedoch teils nicht mehr marktgerecht. Prantner empfiehlt abschließend die Talschaften klarer strategisch zu positionieren und weist darauf hin, dass der Gesundheitsmarkt der große Zukunftsmarkt ist.
In der anschließenden Podiumsdiskussion meldeten sich zahlreiche Teilnehmer zu Wort, unter ihnen auch Landesrat Hans Berger der der Ansicht war, dass die Hoteliers ihren Konkurrenten nicht im Nachbarn sehen sollten. Die Politik wird verschärft auf die Einhaltung der Sternestandards achten um zu verhindern, dass die Preise unter dem Sterneniveau fallen. Weiters beteiligten sich noch Erich Falkensteiner, Othmar Michaeler (beide Falkensteiner Group), der Bürgermeister von Sand in Taufers Helmuth Innerhofer, Thomas Walch (HGV) und weitere Experten angeregt an der Diskussion.
Die Veranstaltung fand in Zusammenarbeit mit der Hoteliers- und Gastwirtejugend statt und wurde von der Raiffeisenkasse Bruneck, Skirama Kronplatz, Karo Druck, Haidacher Getränke, Mediatour Communication und Papyrex unterstützt.
Die nächste Veranstaltung des Tourism Management Club findet am 17. Mai statt und befasst sich mit dem Thema: “Tourismus und Sprachminderheiten – Gibt es nachhaltige Wechselwirkungen?“