Sharing oder Shadow Economy?

Alte Ideen werden mit neuen Geschäftsmodellen und neuester Technik verknüpft, doch ist das auch immer legal? Dies wurde am Montag, den 16. Januar 2017 bei der dritten TMC-Veranstaltung im Raiffeisen Forum Bruneck diskutiert. Marina Crazzolara, Inhaberin des B&B Lüch da Pćëi, Gerald Kröll, Managing Director Horwath HTL Austria und Andreas Leiter, Rechtsanwalt der Kanzlei Leiter in Bruneck stellten die Vorteile und Nachteile sowie Chancen und Risiken des kommerziell betriebenen „sharing“-Ansatzes dar. „Teilen gab es schon vor Kaufen– schon in der Kindheit ist das Teilen ein täglicher und unbewusster Prozess, welcher sich heutzutage in den Köpfen der Jugendlichen weiterentwickelt“ (Zitat Kröll).

„Sharing“ -teilen-  heißt das neue Angebotsmodell auch im Tourismus, ein Modell, das modernen Lifestyle reflektiert und welches nicht nur die junge Generation anspricht, sondern vor allem auch von Älteren begeistert angenommen wird. Vertrauen ist das wesentliche Fundament der Sharing Economy in der Tourismusbranche (Airbnb, Couchsurfing, 9flats, Uber, blablacar, etc.), unterstützt durch persönliches Engagement, Einfachheit, Authentizität und Gemeinschaftsgefühl. Das sogenannte „story telling“ bringt dem Gast weitere persönliche Vorteile und zusätzliche Kenntnisse über den Ort, seine Menschen, ihre Gepflogenheiten, usw.

Dieses neue Wirtschaftsmodell hat jedoch auch Schattenseiten. In den Medien werden vor allem folgende Themen zu Steuerhinterziehung, Risiken für die öffentliche Sicherheit, prekäre Arbeitsverhältnisse sowie eine Schwächung der Destination im Wettbewerb am meisten diskutiert. In vielen Fällen erfahren attraktive Destinationen nach dem Markteintritt einer „sharing“ Plattform massive Einbrüche bei Buchungen, Umsatz und Gewinn, wie z.B  der 10%ige  Umsatzrückgang in Mailänder Hotels während der Expo.

Darüber hinaus bietet das Internet wenig Schutz, sowohl für die Anbieter als auch die Verbraucher. Besondere Regelungen für die Vermietung und die Versicherung von Schäden weisen darüber hinaus Grauzonen auf. Daraus lässt sich folgern, dass die Gesetzgebung bis dato noch nicht ausreichend auf die Veränderungen in diesem Sektor reagiert hat und dringend einer Erneuerung bedarf. Italien führt zwar gelegentliche Kontrollen von Nutzern von „sharing“ Angeboten durch, insbesondere in über AirBnB vermieteten Wohnungen: Italien steht anderen Ländern bezüglich konkreter Regelungen für diese neue Art der Ökonomie jedoch noch nach.

Unbestritten ist, dass aufgrund gesellschaftlicher Veränderungen in Zukunft das “Wir” immer mehr in den Mittelpunkt der Gesellschaft rücken wird und sich die Zahl der „sharing“ Angebote und der entsprechenden Geschäftsmodelle (Plattformen) in den nächsten Jahren massiv erhöhen  wird. Entscheidend für die Hotellerie in Südtirol wird dabei sein, von den sharing Anbietern zu lernen und daraus neue, relevante, profitable und nachhaltige Angebote zu entwickeln.

Foto v.l..: Gerald Kröll (Horwath Austria), Marina Crazzolara (Lüch Da Pcei), Linda Rossi (TMC), Lisa Zanella (TMC), Andreas Leiter (Kanzlei Leiter), Hugo Götsch (unibz) und Professor Oswin Maurer (unibz)