Bruneck, 29. März 2010 – Am gestrigen Abend richtete der Tourism Management Club im Brunecker Raiffeisenforum eine Veranstaltung zum Thema “Sportevents als Motor der Regionalentwicklung?“ aus. Vier Experten referierten zum Thema: Linda Osti, Professorin an der Freien Universität Bozen, Harald Pechlaner, Professor an der Katholischen Universität Eichstätt, Walter Vogel Geschäftsführer des Organisationskomitees Ski-WM Garmisch Partenkirchen und Gottlieb Taschler, Präsident des Organisationskomitees-Biathlon in Antholz, gaben Einblicke in die unterschiedlichen Perspektiven der Organisation und Nachhaltigkeit von Sportgroßveranstaltungen.
Gottlieb Taschler eröffnete den Abend mit einem Rückblick auf die Geschichte des Biathlon-Sports in Antholz. Dabei hob er besonders hervor, dass der alleinige Sportevent nicht mehr ausreicht. “Man muss aus dem Wettkampf ein Event machen, die Zuschauer wollen beschäftigt werden, es braucht ein entsprechendes Ganztagesprogramm mit Volksfeststimmung!“ so Taschler. In wie weit Antholz die Begeisterung der Besucher gelingt, lässt sich an der stetig steigenden Anzahl der Sportbegeisterten messen. Es gilt die Faszination am Wintersport kontinuierlich zu steigern und dies immer im Kontext eines ausgefeilten Standortmanagements. Eine intensive Medienpräsenz ist dabei als Garant für den Erfolg unerlässlich.
Herr Pechlaner zeigt gerade auch am Beispiel von Antholz auf, in wie fern Eventmarketing als integrierender Bestandteil der Standortentwicklung zu sehen ist. Art der Veranstaltung, Dimension, Planung und Organisation müssen Teil einer Gesamtstrategie einer Region sein und alle Bevölkerungsschichten und Interessensgruppen mit einbeziehen. Darin waren sich alle vier Referenten einig. Der Schlüssel zum Erfolg liegt, laut Pechlaner, in der Kontinuität der Regionalentwicklung, denn nur dadurch kann Nachhaltigkeit gewährleistet werden.
Die in diesem Zusammenhang vorgestellten positiven Zahlen bringen nicht nur im touristischen Bereich höhre Umsätze mit sich, sondern auch in den umliegenden Sektoren. Hierbei spricht man vom “Multiplikatoreffekt“, den Linda Osti erläuterte. Sie zeigte anhand einer Studie, dass 84% der Biathlonbesucher ca. 5 Tage in Südtirol nächtigen. Davon etwa 39% im Antholzertal, 40% im Pustertal, und der Rest im übrigen Südtirol. Das wichtigste Besuchermotiv war, laut Befragung der Fans, das eigentliche Event. Als zweitwichtigstes Motiv gaben sie den Aufenthalt in der schönen Natur an.
Das Event in Antholz zählt jährlich 17% neue Besucher. 20% der Besucher waren bereits 5 oder mehrmals beim Event. Der Großteil der Besucher will Südtirol seinen Freunden und Verwandten als Urlaubsdestination empfehlen und gibt selbst an mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder in Südtirol Urlaub machen zu wollen.
Mit einem kurzen Blick über die Grenzen zeigte Walter Vogel, dass der Wintersport auch in Deutschland eine hohe Begeisterung auslöst. Die heutigen Stars sollen die Stars von Morgen für den Skisport begeistern und selbst wenn sich nicht jede Veranstaltung wirtschaftlich rechnet, so steht doch der Sport im Vordergrund, denn Sport verbindet.
Alle waren sich einig, dass das “Wir-Gefühl“ ausschlaggebend ist, um ein Event erfolgreich zu gestalten. Das heißt, damit ein Event auf Dauer erfolgreich sein kann, müssen – von den Bewohnern bis hin zu den Veranstaltern – alle mithelfen. Die Nachhaltigkeit eines Events ist nicht nur aus ökonomischen Gesichtspunkten im Sinne höherer Nächtigungszahlen in den Folgejahren zu bemessen. Der große Wert der Sportveranstaltungen liegt im Begeisterungsfaktor für den Sport und für seine Idole.
Der gelungene Abend klang nach einer regen Diskussionsrunde mit einem kleinen Umtrunk im Foyer aus.