Die zweite Veranstaltung des Tourismus Management Club (TMC) der Freien Universität Bozen hat gezeigt, wie sich die Tourismuskonzepte der Alpenregionen von denen der Rocky Mountains unterscheiden. Eines wurde dabei klar: Beide Destinationen setzen auf hochwertige Erlebnisse, nutzen jedoch unterschiedliche Strategien.
Am Montagabend referierte Florian Herrmann, CEO Herrmann Global aus Lander, USA, in den Räumen des Raiffeisenforums Bruneck vor großem Publikum.
Herrmann sprach von Skitourismus mit „Hüttenzauber“, breiten Pisten, Aprés Ski und Wellness in den Alpen. Im Gegensatz dazu stehen in den amerikanischen Skigebieten Individualität, Exklusivität und Freiheit im Vordergrund. Geographisch bedingt hat Amerika schmalere Pisten, dafür aber einzigartigen Pulverschnee, der sich nicht mit dem Hiesigen vergleichen lässt und vor allem Abenteuerlustige anlockt, die ihre Grenzen austesten wollen. Wer vorrangig auf Genuss setzt, der findet das passende Erlebnis hingegen im Alpenraum. Neben Unterschieden im Angebot weisen auch die Preise eine große Differenz auf (Tageskarte Kronplatz 55 €, Tageskarte Aspen $169, etw. 142 €)
Die Destinationen unterscheiden sich in Struktur und Verwaltung der Skigebiete. Die US-Regierung verpachtet Land an eine Firma, die über festgelegte Zeiträume Gebiete verwaltet und „alles managt, was mit dem Besucher in Berührung kommt“. Ein Beispiel hierfür ist Vail Resorts, das neben Hotels, Immobilien, Restaurants, Aktivitäten, Flughafenabholung als Standard führt. Großer Wert wird auf Kundenservice und den „Personal Touch“ gelegt. Jeder Gast wird mit Vornamen angesprochen, es gibt Helfer und Fotoservice auf den Pisten mit verknüpfter App, über die man Statistiken des Skitages und Fotos einsehen kann. Abgerundet wird dieses Wintererlebnis durch ein Skidorf, das mit „Shops, Gerüchen und Musik“ lockt, noch bevor die Piste in Sichtweite ist. Vail Resorts macht mit mehreren Skigebieten einen Umsatz von 1,91 Mrd. $ pro Jahr und ist „die größte Skimarke der Welt“. Größe und Struktur sind nicht mit Südtirol vergleichbar, wo private Unternehmen zum Erfolg der Skigebiete beitragen.
Speziell klimatische Veränderungen sind Anreiz zur Produktneuentwicklung, die abseits von Ski begeistern sollen. Trockenheit und das Wetterphänomen El Niño haben zu einem Umdenken geführt. Viele amerikanische Tourismusregionen bieten unter anderem Schneemobilfahren, Fat Biking und Nationalparkführungen an. Forschungen zeigen, dass im Jahre 2100 von 14 amerikanischen Skigebieten nur noch vier existieren werden.
Die Marketingmodelle sind je nach Kontinent unterschiedlich. Während Europa auf „Wert“ setzt, verkauft die US-Industrie Erfahrungen mit „Extra Kick“. Durch die Einführung des „Epic Pass“, der Gültigkeit für ausgewählte Skigebiete außerhalb Amerikas, so z.B. auch für Skirama Dolomites, besitzt, will man einen „Traum verkaufen“. Der Plan funktioniert, trotz eines Saisonpreises von $899.
Referent Herrmann kommt zu dem Schluss, dass Kreativität der Schlüssel zum Erfolg auch hier in Südtirol ist.