Sind kulturelle Nachhaltigkeit und Lernen von der Natur Faktoren, die für den Tourismus relevant ist? Diese beiden Fragen standen im Mittelpunkt des TMC Abends am Montag im Raiffeisenforum Bruneck.
Eingeladen von der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften waren dazu der Kulturphilosoph Jens Badura vom berg-kulturbüro des Bergsteigerdorfs Ramsau und Andreas Wenzel, erfolgreicher ehemaliger Skirennläufer und Eigentümer des Unternehmens Network of Sports in Liechtenstein.
Jens Badura, zeigte auf, dass ein Lebensraum, der touristisch und kulturell nachhaltig sein soll, nur dann bestehen kann, wenn sich die Einwohner Tag für Tag die Frage stellen: „Wie wollen wir in Zukunft leben“.
Im Rahmen seiner Arbeit mit dem berg_kulturbüro hat er Räume für Initiativen und Denkwerkstätten geschaffen, welche die Entwicklung des Alpenraumes vorausdenken und diese mit künstlerischen, wissenschaftlichen und politischen Ansätzen verbindet. Natur zu schützen, alpine Kultur und Traditionen zu bewahren und den sanften Tourismus zu fördern ist laut Badura nur möglich, wenn Wertschöpfungsmodelle alternativ und zusätzlich zur touristischen Wertschöpfung geschaffen werden. Dies bedeutet, dass Leben und kulturelle Repräsentation im alpinen Raum zukünftig auch unabhängig vom Tourismus gestaltet werden muss.
Andreas Wenzel stellte seine Initiative „Leben mit der Natur“ vor. Demnach braucht der Berg-Tourismus in Zukunft gute Gründe weswegen ein Gast in die Berge kommen soll. Diese Gründe werden mehr als nur Natur und mehr als nur Sport und Aktivitäten umfassen müssen.
Das Konzept „Lernen mit der Natur“ bietet neue und zusätzliche Positionierungsstrategien für alpine Destinationen. Schwerpunkt bildet dabei die Schaffung von Erfahrungsräumen, insbesondere für junge Menschen in der Realwelt der alpinen Natur, als Kontrastprogramm zur täglich besuchten digitalen Welt. Andy Wenzel wies insbesondere darauf hin, dass Erfahrungen in der Natur die Leistungskraft und Gesundheit von Menschen nachhaltig verbessern und sich äußerst positiv auf die Persönlichkeits- und Charakterbildung auswirken. Eine Kombination aus didaktischen, methodischen und pädagogischen Ansätzen sowie eine maßgeschneiderte Koordination erlauben ein neues Produkt anzubieten, dass zum wirtschaftlichen Erfolg von Tourismusorten beitragen kann.
Beide Referenten waren sich einig darüber, dass kulturelle Nachhaltigkeit im Alpenraum nur dann möglich ist, wenn wir uns von den digitalen Welten verabschieden und uns wieder hin zur realen Naturwelt bewegen, mit ihren vielfältigen Erkenntnis- und Erfahrungsräumen.
FOTO: (von links nach rechts): Prof. Oswin Maurer (TMC-Leiter) , Anna Lena Hemmer (TMC- Moderation), Jens Badura (berg_kulturbüro), Andreas Wenzel (Network of Sports), Florian Nägele (TMC- Moderation).