TMC Abend 06.05.2019: Wird Tourismus Bio?


In der letzten TMC-Veranstaltung des akademischen Jahres 2018/2019 ging es um Bioqualität in Südtirol. Dazu haben drei Experten auf diesem Gebiet ihre Erfahrungen im Raiffeisenforum Bruneck präsentiert.

Einleitend konfrontierte Reinhard Verdorfer, Geschäftsführer des Bioland Verbandes Südtirol das Publikum mit einer Gegenüberstellung von konventioneller und industrieller Landwirtschaft mit kleinstrukturierter biologischer Landwirtschaft. Dabei betonte er auch, wie sehr die konventionelle Landwirtschaft Auswirkungen auf die gesamte Umwelt hat und zwar nicht nur auf jene Produkte, die Sie herstellen beziehungsweise nutzen. So benötigt die Herstellung von synthetischen Düngemitteln sehr viel Erdöl und gefährdet Gewässer weltweit. Bio zielt vor allem darauf ab, die Natur Natur sein zu lassen. Die Kreisläufe der Natur sind in der Lage ihre Probleme größtenteils selbst zu lösen. Reinhard Verdorfer präsentierte auch konkrete Zahlen zu Bio: in den letzten Jahren ist der Biomarkt in Deutschland weitergewachsen und im Jahr 2018 wurden bereits 11 Milliarden Euro für Bio-Lebensmittel ausgegeben. Leider hat dieses Wachstum auch zur Folge, dass Bio-Produkte importiert werden müssen, um der Nachfrage gerecht zu werden. Dieser Fakt brachte Ihn zum Statement: „Regional ist nicht gleich Bio. Während Bio-Produkte strengen Bestimmungen und Kontrollen unterliegen, ist „Regional“ bloß eine sehr vage Herkunftsbeschreibung, die nicht kontrolliert wird.

Biobauer Michael Oberhollenzer aus Steinhaus in Ahrntal präsentierte eine sehr praktische Sichtweise, aus eigener Erfahrung. Mit Eigeninitiative hat er den kleinen Milchbetrieb der Familie in einen größeren Biobetrieb mit eigener Käserei umgewandelt. Seine Erfahrung belegt, dass eines der Probleme die Oberflächlichkeit der Leute in Bezug auf Bio ist. Sowohl Gäste, Hoteliers und auch Landwirte sind meist nicht ausreichend informiert. Jedoch zeigt sich, dass jene, die ein ausreichendes Verständnis des Themas haben, sehr wohl bereit sind, für den Wert Bio mehr Geld zu bezahlen. Dieses Konzept lässt sich auch auf die Gesellschaft übertragen, welche anfangs sehr skeptisch war und jetzt immer mehr Bio fordert.

Hotelier Stefan Hütter vom Biohotel Theiner’s Garten in Gargazon, hat Produktion, Handel und Landwirtschaft in Tourismus kombiniert. Nach dem Motto „Ich kann nur so gesund sein, wie ich esse.“, vertrauen seine Gäste auf biologische und regionale Kost. Außerdem konzentriert er sich auf ökologische Aspekte, wie ökologische Bauweise, CO2-Fußabdruck der Gäste, usw., im ersten Klimahotel Italiens. Somit fördert er die Bio-Landwirtschaft direkt und indirekt, was für das zukünftige Wachstum von Bio in Landwirtschaft und Tourismus eine große Rolle spielt.

Alle Referenten waren sich einig: „Tourismus wird Bio“, wenn auch nicht zu 100%, jedoch als wichtiges Nischenangebot mit großen Wachstumschancen.


FOTO 06.05.2019 (v.l.n.r.): Oswin Maurer (Dekan, Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, unibz), Alice Banfi (TMC), Stefan Hütter (Biohotel Theiners Garten), Reinhard Verdorfer (Geschäftsführer, Bioland Verband Südtirol), Michael Oberhollenzer (Biobauer, Moserhof), Giacomo Spinelli (TMC)