TMC Abend 09.12.2019: Touristische Produktentwicklung


Am Montag Abend kamen im Rahmen des Tourismus Managements Club der Freien Universität Bozen, vier Experten zum Thema „Touristische Produktentwicklung“ im Raiffeisenforum Bruneck zusammen. Die ReferentInnen zeigten auf, welche Komponenten in der Produktentwicklung eine wesentliche Rolle spielen und wie die zukünftigen Entwicklungen Innovationen im Tourismus beeinflussen werden.

Nach Erwin Hinteregger, CEO der IDM-Südtirol kann Nachhaltigkeit auf Basis der Begriffe „Planet, People and Profit“ definiert werden. Wenn ein neues Produkt entwickelt wird, muss klar, wofür unsere Marke genau steht und wer die Zielgruppe ist. Kunden suchen Erlebnisse, jeder Kundenkontakt muss eine positive Erfahrung sein – dadurch wird der „Gast zum besten Testimonial“. Es ist nicht notwendig, ein „neues Produkt“ zu entwickeln, sondern man kann Erfolge auch durch Schwerpunktverlagerungen erzielen. Ein Beispiel dafür ist das Produkt „Bergerlebnis im Herbst“, durch welches die Nebensaison gestärkt werden soll.

Ingrid Schneider, von der Tirol Werbung weist darauf hin, dass die Entwicklung von Lebensräumen im Mittelpunkt stehen und ein mehr an Qualität und nicht an Quantität geboten werden muss. „Produkt x Qualität = Grundlage für den Erfolg“ und zwar für Destination und Gesellschaft. Zur Produktentwicklung und Positionierung braucht man Mut, Kooperation ist wichtiger als Einzelkämpfertum. Für die zukünftige Entwicklung des Tourismus sind zwar Megatrends zu berücksichtigen, wichtiger jedoch ist die Frage „Was berührt die Menschen?“. Nur Produkte, die auch in den Regionen gelebt werden, sind erfolgreich vermarktbar. Als Beispiel führte Frau Schneider das Projekt „Tirol auf Schienen“ an. Die Erreichbarkeit von Tiroler Tourismusorten ist gut, doch war dies weder Vermietern noch Gästen bewusst. Als konkrete Dienstleistung setzt daher die Tirol Werbung Mobilitätscoaches als Berater für touristische Betriebe ein. Zusätzlich hat die Tirol Werbung eine Reisezeitenkarten für alle Orte entwickelt, die Vermieter und Gäste für die Bahnanreise sensibilisieren soll.

Ein konkretes Beispiel einer erfolgreichen Produktentwicklung, den Alpe Adria Trail, präsentierte Roland Oberdorfer von der Kärnten Werbung. Ausgangspunkt war die Erkenntnis, dass Kärnten kein Leitprodukt zum Thema Wandern hatte, obwohl Wandern die wichtigste sportliche Aktivität, nach dem Schwimmen und Baden, und weit vor Radfahren und Schifahren ist. Weitwanderwege sind die Aushängeschilder und Kompetenzvermittler für Natur- und Wandertourismus. In Kooperation mit Slowenien und Friaul wurde ein Sehnsuchtsprodukt unter der Metapher „Wandern im Garten Eden“ kreiert. Vom Gletscher zum Meer, durch drei Kulturen, durch drei Länder, mit einem Erlebnis. Nach Herrn Oberdorfer hat dieses Produkt, das erste trilaterale touristische Wanderangebot, im Jahr 2018 99.000 zusätzliche Übernachtungen und eine geschätzte Wertschöpfung von 5.1 mio. Euro kreiert.

Den Prozess der Entwicklung eines Sommerproduktes stellte Mark Winkler, Geschäftsführer der Drei Zinnen AG, dar. Ziel dieses Sommerprodukts war es, die Besucherzahlen für die Bergbahnen und deren Gastronomiebetriebe zu erhöhen. Die Implementierung des neuen Produktes, von der Idee zur Umsetzung bis zur Weiterentwicklung, wurde vor allem mit Kompetenzen der internen Mitarbeiter erreicht. „Neue Produkte müssen Markenwerte widerspiegeln, vom Gast akzeptiert werden und die Authentizität des Produkts kommunizieren“, stellte Winkler fest. Die Drei Zinnen AG steht für die Markenwerte alpinistisch, zugänglich, wohlfühlig, familienfreundlich, mächtig und überlegen. Wichtig ist es, einzigartig zu sein und nicht nur potenzielle Neukunden anzusprechen, sondern auch „erfahrene Kenner“ mit Neuem zu überraschen.

Auch in der abschließenden Diskussion wurde deutlich, dass alle Verantwortlichen klare Markenwerte, Qualität, Kooperation und Nachhaltigkeit für die wesentlichen Erfolgsfaktoren in der touristischen Produktentwicklung halten.



TMC-FOTO 11.11.2019 (v.l.n.r.): Eva Brugger (TMC, Moderation), Lorena Mair (TMC, Moderation), Mark Winkler (Geschäftsführer, DREI ZINNEN AG), Erwin Hinteregger (CEO, IDM-Südtirol), Ingrid Schneider (Leitung Geschäftsfelder & Tourismusentwicklung, Tirol Werbung), Roland Oberdorfer (Produktentwicklung / Projektmanagement, Kärnten Werbung)