„Overtourism“ war das Thema der TMC-Veranstaltung am Montagabend, die mehr als 150 Gästen is Raiffeisenforum Bruneck brachte.
Zu Beginn das Abends stellte Friedrich Idam, Gemeinderat in Hallstatt, die drastischen Entwicklungen in seiner, bei Touristen überaus begehrten Heimat dar. Aus einer Salz-Industrieproduktionsstätte des 19. Jahrhunderts wurde eine Tourismusdestination mit 600 Einwohnern, die täglich 10.000 Tagestouristen bewältigen muss. Herr Idam betonte , dass der Großteil an Besuchern nicht Tages-, sondern Stundentouristen sind, welche Aufenthaltsgäste von Übernachtungen in Hallstatt abschrecken. Hinzu kommt, dass Wertschöpfung und Arbeitsplätze nicht im Ort entstehen und bleiben und somit nicht den Hallstättern zu Gute kommen.
Alois Kronbichler, Geschäftsführer von Kohl&Partner Südtirol, führte an, , dass Tourismusdestinationen, wie das Oktoberfest wohl kaum mit dem Begriff „Overtourism“ in Verbindung gebracht werden, da Tourismusprodukte, wie auch die Südtiroler Skigebiete genau daraufhin ausgerichtet sind, Touristen anzuziehen. Er stellte die These auf, dass in Südtirol weniger vom Phänomen „Overtourism“, sondern eher von „Overmobility“ gesrochen werden muss.Das Hauptproblem entsteht nicht durch das Verhalten von Touristen, sondern durch eine nicht zeitgemäße Infrastruktur und durch das Mobilitätsverhalten der Einheimischen.
Landeshauptmannstellvertreter Arnold Schuler betonte in seinem Vortrag, dass Tourismus als Wirtschaftsmotor im Land Südtirol von sehr hoher Bedeutung ist. Die Entwicklungen zwischen den Gemeinden ist sehr unterschiedlich, weswegen eine einheitliche Bewertung der Situation in Südtirol sehr schwierig ist. Auch er sieht ein wesentliches Problem in der Mobilität, speziell im Tagestourismus., und Aufgabe der Politik ist es daher, neue Strategien zu entwickeln.
„Overtourism“ gibt es im benachbarten Land Tirol nicht, meinte Mario Gerber, Tourismussprecher des Tiroler Landtages. Er definiert es als gefährliches Unwort, das viel zu oft falsch verwendet wird. Laut ihm sei es viel wichtiger über Tourismusgesinnung zu reden, und sich darauf zu konzentrieren, den Tourismus gemeinsam mit der Bevölkerung zu gestalten. Die Bevölkerung sei das Rückgrat für einen gut funktionierenden Tourismus.
In der abschließenden Diskussion ging es vor allem darum, wie gesellschaftsfreundlicher und nachhaltiger Tourismus gestaltet werden könnte. Vor allem das Stichwort „sanfter Tourismus“ fiel in diesem Zusammenhang auffallend oft. Einig waren sich Vortragende und Publikum darin, dass Probleme wie „Overtourism“ nur gemeinsam mit der ansässigen Bevölkerung gelöst werden können.
TMC-FOTO 13.01.2020 (v.l.n.r.): Mario Gerber (Abg. Tiroler Landtag), Alois Kronbichler (Kohl & Partner Südtirol), Friedrich Idam (Bürger für Hallstatt); Eva Greil ((TMC, Moderation); Arnold Schuler (Landeshauptmann-Stellvertreter); Matteo Czeslik (TMC, Moderation)