Bis zum letzten Platz gefüllt war die erste Veranstaltung des Tourism Management Club 2017-18 der Freien Universität Bozen im neuen Jahr im Raiffeisen Forum Bruneck. Dieser Abend war deshalb so interessant, da schnell deutlich wurde, dass die beiden Referenten nicht nur unterschiedliche Auffassungen zum Begriff „Lifestyle“ im Tourismus haben, sondern sich auch aus zwei verschiedenen Perspektiven mit der Thematik befassen.
Zu Beginn des Abends thematisierte Professor Peter Zellmann, Leiter des Instituts für Freizeit- und Tourismusforschung in Wien, die Trend- und Zukunftsforschung im Tourismus und hielt ein Plädoyer für Grundlagenforschung im Tourismus, da reine Trend- und Lifestyleanalysen in Form von Auftragsforschung nur anlassbezogene Ergebnisse, nicht jedoch relevante Entscheidungsgrundlagen liefern kann. Anhand der These: „Alle wollen Bedürfnisse befriedigen – kennen tut sie allerdings keiner“ stellte er dar, wie der Wertewandel in der Gesellschaft Einfluss auf die Tourismusbranche nimmt. So gab es zu Beginn der 1990er Jahre in Österreich nur 40% Nicht-Skifahrer und dieser Anteil ist bis heute auf 63% angestiegen; d.h. in der Skination Österreich können nur mehr ein Drittel aller Leute Ski fahren. Zellmanns Ansicht ist Wintersport heute ein Ausstiegsszenario, da der Nachwuchs nicht dafür begeistert werden kann. Mit Zellmanns Kernaussagen „Wintersport ist Luxus“ und „Wintersport ohne Schnee gibt es nicht“ stimmte auch der zweite Referent des Abends weitestgehend überein.
Andreas Steibl, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Paznaun – Ischgl, gab den Zuhörern einen praxis- und destinationsbezogenen Einblick in die Thematik und stellte klar, dass Wintersport und Lifestyle für ihn zusammengehören. Für den Lifestyle- und markenorientierten Kunden wird in Ischgl ein einzigartiges Urlaubserlebnis geboten. Der Gemeinde im Paznauntal ist es gelungen, ihre Destination als hochwertigen Markenartikel zu positionieren und internationale Bekanntheit und Anerkennung zu erlangen. Nur über nicht austauschbare Alleinstellungsmerkmale ist die Differenzierung gegenüber anderen Wintersportdestinationen möglich, denn „eine hochwertige Marke zeigt man gerne her“. Zwei Faktoren für die Vermarktung dieses Lebensstiles hob Steibl hier besonders hervor: Zum einen das Qualitätsversprechen gegenüber dem Gast, zum anderen die Inszenierung des Wintersportortes als einzigartiges Urlaubserlebnis. Denn, so Steibl, der Gast darf nie nur zufriedengestellt werden, sondern muss begeistert werden: „Er muss das Gefühl haben, dass er der Star auf der Inszenierungsbühne ist.“
Auf die Vorträge folgte eine rege Diskussion bei der festgestellt wurde, dass Zusammenhalt und Zusammenspiel aller relevanten Akteure (Tourismusverband, Seilbahnen, Gremien, etc.) für die Schaffung einer erfolgreichen Lifestylemarke ausschlaggebend ist.
FOTO: (von links nach rechts): Prof. Oswin Maurer (TMC-Leiter), Prof. Mag. Peter Zellmann, Andreas Steibl, Tamina Lanzendorf (TMC- Moderation), Valerie Köhler (TMC-Moderation)