Trends im E-Commerce und zukünftige Entwicklungen im Tourismus

Newsletter vom 17.05.04

E-Commerce im Wandel – Chancen für den Tourismus? E-Commerce ist die Zahlungsabwicklung und Geschäftsanbahnung im Internet erfährt eine weltweit kontinuierliche Steigerung und dies hat Auswirkungen auf den Umgang der Leistungsträger mit den neuen Medien. Diese Kernaussage stand im Mittelpunkt der Veranstaltung des TourismusManagementClubs (TMC) des Studienganges Tourismusmanagement der Freien Universität Bozen im Brunecker Ragenhaus. Dr. Hannes Werthner der Universität Trient war diesmal Gast der Studierenden. Er unterstrich die bereits grosse Bedeutung des Internets für die Reiseindustrie und wies gleichzeitig auf noch unausgeschöpftes und vielversprechendes Potential hin.

Hatte ein Chip, also ein Minicomputer, noch 1976 den stolzen Preis eines Kleinfamilienhauses, so kostet er heute nur mehr soviel wie eine einzige Briefmarke. Dies hat zur Folge, dass die Blättchen in alle möglichen Geräte des täglichen Lebens eingebaut werden können. Werthner spricht dabei nicht nur von Mobiltelefonen und PCs sondern auch von Waschmaschinen, Autos, Sehbrillen und vielem mehr. Durch Informationsaustausch untereinander kann unser Auto theoretisch schon bald unser Heim über unser Kommen informieren und somit die Heizung einschalten. Dies funktioniere ohne das Eingeben der Informationen, weshalb man in diesem Zusammenhang von “Intelligenter Umwelt“ spreche, so Werthner. Damit können Kundenbedürfnisse und Kundengewohnheiten direkt erfasst und individuell, also mit persönlich zugeschnittenen Angeboten, darauf reagiert werden. Dies sei besonders für den Tourismus interessant, da es sich hierbei um ein emotionales und informationsbedürftiges Produkt handle. Zunehmend wichtig werde die Betreuung des Kunden vor, während und nach der Reise so Werthner weiter. Das Internetportal der Zukunft konzentriert lässt den Kunden das Produkt definieren und im Baukastensystem die einzelnen Dienstleistungen nach Wunsch zusammenzustellen. Bei der Informationsbeschaffung über die Buchung, über die Anreise (über Handy), während des Urlaubs und nach den Urlaub betreut und berät das Urlaubsportal den Kunden. Aufgrund tausender Informationen über die Informationssuche und über das Buchungsverhalten können Rückschlüsse gezogen werden und Empfehlungen für einen speziellen Bausteincluster gegeben werden. Konkret: Ein Kunde der nach einen gewissen Schema im Portal nach Urlaub sucht dem können in einer fortgeschrittenen Phase 2-3 konkrete Vorschläge unmittelbar angeboten werden, weil die Erfahrung gezeigt hat, dass vorhergehende Kunden die nach demselben oder nach einem ähnlichen Schema suchten diese Vorschläge gebucht hatten.

Die EU investiert, derzeit ca. 6 Milliarden Euro in die Forschung neuer Technologien. Mit seinem “E-commerce competence center“ in Wien entwickelt Dr. Hannes Werthner zur Zeit ein EU-Internetportal durch das alle Europäischen Staaten gemeinsam touristisch vermarktet werden. Ohne Eintrittsbarrieren und aufgrund völliger Transparenz, das bedeutet jede Idee ist sofort sichtbar und kopierbar, entwickelt sich das Internet rasant weiter. So definiert unter Priceline.com der Kunde das Produkt und den Preis. Die Anbieter befinden sich somit in direkter Konkurrenz um den Kunden. Bekannte Fluggesellschaften in den USA verkaufen auf diese Weise bereits 25% ihrer Flugtickets.

Obwohl das Internet ursprünglich als Medium der gleichen Chance für alle galt, sieht man in der Praxis bereits einen deutlichen Nachteil kleinerer Unternehmen. Dies sei, so Werthner, vor allem auf mangelndes Fachwissen und weniger zur Verfügung stehender Geldmittel zurückzuführen. Deshalb sei es wichtig Konkurrenzdenken abzulegen und auf Kooperationen zu setzen. Bedenke man weiters dass ungefähr 1% der Internetanbieter ca. 50% des Kundenumsatzes machten so bemerkt man wie wichtig es ist auf solchen Portalen vertreten zu sein. Dies wiederum erfordere grosse Geldmittel und sei somit für Kleinere nur über Kooperation möglich, so Werthner. Abschließend wies der Referent darauf hin, dass der ganzen Welt der Zugang zu neuen Technologien ermöglicht werden sollte und nicht nur dem kleinen privilegiertem Teil unserer westlichen Gesellschaft.

i.A. Birgit Oberkofler
Das Presseteam des Tourismus Management Club (TMC)
Ein Projekt des Laureatsstudienganges für Tourismusmanagement in Bruneck
Freie Universität Bozen