Bruneck, 25. Oktober 2010.
Der Tourism Management Club (TMC) der Wirtschaftsfakultät der Freien Universität Bozen lud zu seiner ersten Veranstaltung in diesem akademischen Jahr im Raiffeisenforum in Bruneck ein.
Das spannende Thema “Die Zukunft der touristischen Mobilität“ zu dem die zwei geladenen Experten Simon Daum, DB Vertrieb Italien und Harald Frey, TU Wien geladen waren, stieß auf großes Publikumsinteresse.
Simon Daum eröffnete den Abend mit einer Anekdote aus seinem Studentenleben. Er studierte ein Semester an der Freien Universität Bozen und hat deshalb eine ganz spezielle Verbindung zu Südtirol. Aus diesem Grund ist er auch besonders daran interessiert, die Frage zu klären, wie man von Deutschland aus am besten Südtirol erreicht. Neben den Alternativen Pkw und Flugzeug setzte er sein Hauptaugenmerk auf die Zugverbindung.
Die DB agiert bereits seit 1999 in Italien und nach zehn Jahren, auch Dank der Liberalisierung des Bahnverkehrs in Europa, unterstützt die DB vor allem die Brenner Linie. Die geplante Qualitätssteigerung konnte nur teilweise erreicht werden, da es nach Daum auf Seiten der Trenitalia an Unterstützung mangelte. Eine Ausweitung der bisherigen Strecken ist für 2010 geplant. So werden z.B. attraktivere Waggons eingesetzt werden, die mehr Reiseerlebnis und Komfort bieten. Der Ticketverkauf der DB in Italien läuft separat von Trenitalia über mehrere Vertriebslinien. Unter anderem können Fahrkarten im Zug ohne Aufpreis, als auch an Automaten der SAD erworben werden. Der Online-Vertrieb ist in Italien recht gering, daher steht dieser Absatzweg nach Daum noch hinter den Erwartungen zurück.
Um die Attraktivität des Reisens mit der DB in Italien zu erhöhen, wird ab dem Monat November jede Strecke Italiens für 9€ angeboten werden. Zum 175. Geburtstag der DB wird vor allem für neue Zugverbindungen geworben, hauptsächlich im deutschsprachigen Raum. Die Zielgruppe der DB scheint noch nicht genau definiert zu sein, da offen blieb, auf welches Kundensegment sich die DB in Italien fokussieren möchte. Ein weiterer einflussreicher Faktor könnte die fehlende Kooperation zwischen Trenitalia und der DB sein, denn lokale Abonnements gelten in DB und ÖBB Zügen nicht. Allerdings hat Daum vor, in Zusammenarbeit mit dem TMC regionenspezifische Antworten und Lösungen zu finden.
“Die Zukunft ist ungewiss und unbekannt“, mit diesen Worten startete Harald Frey seine Präsentation und machte dem Publikum deutlich, dass die Zukunft, auch für den Tourismus, nur in Spektren vorstellbar und gestaltbar sei. Die Trends zeigen eine deutliche Steigerung des Bedürfnisses der Qualität gegenüber der Quantität, dennoch stellt dies laut Frey keinen Widerspruch dar. Er ist der Auffassung, dass Qualität vielfältig, jedoch auch relativ sei. Besonders unterstrich er die sogenannte Mobilität im Kopf, die den Ausgangspunkt für jegliche menschliche Mobilität darstellt. Seit dem 19. Jhd. verändert sich das Bedürfnis nach Mobilität stetig, damals war Massentourismus nicht vorstellbar. Da die Mehrheit heutzutage mit dem Auto unterwegs ist, zeigen sich negative Entwicklungen. Auch ist der Reiseweg mittlerweile weltumspannend, sodass man nicht wie in den 50er Jahren mit Zug oder Bus zum Zielort reist, sondern auf Flugzeug oder Pkw zurückgreift. Daher schlug Frey das Konzept “Autofreie Orte“ vor, bei dem es gilt, die Möglichkeit die Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel zu steigern. Frey geht davon aus, dass eine Steigerung der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel nachhaltig nur durch Beschränkung des Privatverkehrs erreichbar ist und entsprechende politische Maßnahmen und Entscheidungen erfordern. Ebenso müsse die Zukunft kleinteiliger werden und die quantitativen Ansprüche sinken, da unsere Generation schon die Ressourcen unserer Nachnachfahren aufbrauche.