Spezialisierung & alpine Wellness versus Allerweltstrend & Allerweltsangebote. Unter dem Titel “Was die Wissenschaft zum Thema ‚Wellness’ sagt“ stand die gestrige Veranstaltung des TMC im Raiffeisenforum Bruneck. Prof. Dr. Klaus Weiermair von der Universität Innsbruck und Prof. Dr. Thomas Bausch vom Alpenforschungsinstitut (Garmisch) referierten über die Entwicklung des Wellnessmarktes.
Wellness ist heutzutage schon als Basisausstattung eines jeden Hotels anzusehen und fast schon allerorts anzutreffen. Doch was genau ist Wellness? Der Begriff Wellness setzt sich aus den englischen Worten “well“ und “fitness“ beziehungsweise “happiness“ zusammen und ist der Oberbegriff für Spaß, Freude, Entspannungs- und Stressmanagement und ein gesundes Verhältnis zu Natur und Genussmittel. Und nein, es ist kein Modetrend mehr, es hat sich durchaus zu einer neuen Urlaubs- und Erholungssparte gewandelt.
Die Entwicklung des Wohlfühlmarktes ist fast nicht mehr überschaubar, werfen Werbefachleute doch mit Begriffen wie medical Wellness, alpine Wellness oder gar Wellness fürs Auto um sich, in Sparten, in denen der Begriff Wellness vollkommen verwässert wird. Den Dreiklang von Wohlfühlen, Fitness und Erholung will keiner mehr missen. Und so ist es auch gar nicht so überraschend, dass viele neue Anbieter tagtäglich hinzukommen und die Konkurrenz immer größer wird. Die Basisausstattung, also die “Hardware“ mit Sauna und Wellness-Landschaft muss laut Prof. Thomas Bausch jeder bieten. Hinzu kommt die “Software“ mit Massagen und Standard-Beauty sowie erweiterten Angeboten wie ein individuelles Ambiente, die jedoch nur von Betrieben mit dem Hauptaugenmerk auf Wellness erwartet werden.
Diese hohen Standards sind jedoch nichts Besonderes mehr. Deshalb muss auch das Angebot auf die neuen Gästewünsche und die geforderte Qualität der Einrichtungen abgestimmt werden. Hierzu gibt es nach Prof. Weiermair nur ein entscheidendes Mittel: den “Wow-Effekt“. Das heißt “Sie brauchen einen Leuchtturm im Markt um sichtbar zu sein!“, denn nur wer sich gut positioniert und vermarktet, hat eine Chance zu überleben. So ist auch die alpine Wellness zu einem Hoffnungsträger der Südtiroler Hoteliers geworden.
Das Motiv für den Wellnessurlaub ist einfach: “Ganz Europa ist – altersmäßig – in der Midlifecrisis“. Doch die Angst vor dem à„lter werden, sei es von der jungen, sei es von der älteren Generation, bestimmt nicht nur diesen Nischenmarkt, weltweit liegen Gesundheitsvorsorge bis hin zu Schönheitsoperationen im Trend. Dieses steigende Bedürfnis nach Wohlbefinden bis ins hohe Alter bewirkt nicht nur einen stetig wachsenden Markt, sondern parallel dazu auch eine immer größer werdende Konkurrenz in Preis und Qualität.
So ist es auch umso wichtiger einen hohen Anspruch an die Hoteliers zu stellen, die den Begriff “Wellness in den Alpen“ vermarkten: es werden nur lokale Produkte verwendet, der Bezug zur Natur, sowie die vielfältigen Freizeitangebote in den Bergen stehen im Vordergrund. Aber Berge hat jeder, “was den Berg ausmacht ist seine Belebung.“
Dieser Belebung ist auch der erfolgreichen Vermarktung des Produktes “alpine Wellness“ zu verdanken. Denn nichts desto trotz bleiben die meisten Betriebe ihrem eigenen Stil treu und setzen nur als Standardaussstattung auf Wellness. Und dies macht Sinn, da nur entweder die Luxushotellerie oder die Low-Budget-Hotellerie auf Dauer bestehen kann und sich die Betriebe in der Mitte auf dem Markt nicht mehr behaupten können. So müssen Sie sich nach Prof. Weiermair die folgende Frage unbedingt stellen: “Prüfen Sie Ihr klares, erfolgreiches Profil – macht es Sinn, dieses durch Wellness zu verwässern?”
Ein abschließender Dank gilt den Referenten und Sponsoren. Die nächste Veranstaltung des TMC findet am Montag, 15. Jänner 2007, um 20 Uhr im Raiffeisenforum Bruneck unter dem Thema “Onlinemarketing im Wandel – Revolution Web 2.0/3.0 und die Folgen für Tourismusdestinationen und Ferienhotels“ statt.