Welchen Wert hat das UNESCO-Welterbe für die Dolomiten

BRUNECK, 17.11.2015: Der erste Tourism Management Club 2015-16 der Freien Universität Bozen, Campus Bruneck, im Raiffeisen Forum Bruneck zum Thema „UNESCO-Welterbe Dolomiten“ fand ein grosses Publikum.
Anna Steinkamp, Leiterin der Geschäftsstelle „Welterbekomitee 2015“,  Deutsche UNESCO-Kommission, gab einen Einblick in die Aufgaben der Institution, welche die Bereiche Kultur, Bildung, Wissenschaft, Kommunikation und Information abdeckt. Das UNESCO-Welterbe besteht seit 1945 und hat mit 195 Mitgliedsstaaten die Vision, die Zusammenarbeit zwischen den Völkern zu fördern. Der Auftrag des Welterbes bedeutet vorwiegend Restaurierung und Wiederaufbau sowie die Schönheit der Natur und Kultur für die gesamte Menschheit zu erhalten. Wichtig dabei ist die Vermittlung der Selbsterhaltung der Stätten durch die Bevölkerung, die nationale Vernetzung und die Verpflichtung den nachhaltigen Tourismus zu fördern. Deshalb wurden bis heute weltweit insgesamt 1031 Welterbestätten nominiert, darunter befinden sich seit 2009 die Dolomiten.
Anna Scuttari, Forscherin am Institut für Regionalentwicklung der EURAC, betonte die Komplexität und Heterogenität des Dolomiten-Welterbes. Bei den Dolomiten handelt es sich um ein serielles Gut, das 10 Gebiete, 3 Regionen, 4 Sprachen und 137 Gemeinden umfasst. Die Südtiroler Stiftung „Dolomiten-UNESCO“ sieht ihren Schwerpunkt besonders im Management und in der Koordination der Entwicklung. Scuttari präsentierte eine Umfrage (2013), welche sich an die betroffene Gastronomie, Beherbergung und Besucher richtete. Was sind nun laut dieser Umfrage die Folgen der UNESCO-Anerkennung? Mehr Ankünfte, Zunahme der Qualität der Gäste, Steigerung der Wirtschaft, Kooperation zwischen den Gebieten und mehr Verkehr. Dabei soll Mobilität nicht nur den einfachen Transport von einem Gebiet zum anderen abdecken, sondern vielmehr als Mittel zum Erlebnis des Welterbes gestaltet werden.
Mobilität war auch ein wichtiger Gegenstand der Diskussion. Im Vordergrund steht eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit, die eine problemlose Bewegung zwischen den Gebieten ermöglicht. Eine Reduzierung des Verkehrs durch eine Mauteinführung und/oder eine zeitliche Sperrung kann Vorteile haben, um die Bewirtschaftsbarkeit zu erhalten oder gar zu fördern. Ein Pilotprojekt diesbezüglich soll am Sellapass bereits 2016 durchgeführt werden.
Laut Anna Steinkamp und Anna Scuttari beinhaltet die Nominierung zum Welterbe, sich eben diesen Herausforderungen zu stellen und die Bevölkerung durch Veranstaltungen und Pilotprojekte zu sensibilisieren. Dabei wird eine stärkere Regulierung der Nutzung der Südtiroler Dolomiten nicht vermeidbar sein.

Foto: Anna Steinkamp (UNESCO Welterbekomitee 2015, Berlin )