Wohin die Reise geht? Die Zukunft des Tourismus

Newsletter vom 19.04.04

Wohin die Reise geht? Die Zukunft des Tourismus. Der Tourismus erholt sich nach jeder Krise! “Eine Reise in die Zukunft“ bildete die gestrige Veranstaltung der SMG und des TourismusManagementClubs (TMC) der Studierenden des Studienganges Tourismusmanagement der Freien Universität Bozen im Brunecker Ragenhaus. Der meist zitierte Tourismus- und Zukunftsforscher Prof. Dr. Horst W. Opaschowski entwarf Zukunftsthesen über die Reisegewohnheiten des 21. Jahrhunderts. “Ich will, ich will es haben, ich habe es verdient!“ wird das Credo der Reisehungrigen lauten. Die “Luxese“, also die Symbiose zwischen Luxus und Askese, wird dabei zum Schlagwort.

Der Tourismus der Zukunft sei geprägt von einem Wandel auf vier Ebenen, dem Klima-, Struktur-, Anspruchs- sowie dem demographischem Wandel, so der Universitätsprofessor. Beim Strukturwandel werden Umsatzrückgänge oft mit Nachfragerückgängen verwechselt, dabei wurde der Urlaub seit geraumer Zeit schlicht als Sparprodukt entdeckt. Nicht zu vergessen sei auch angesichts der jüngsten Terroranschläge, daß das Reisen immer schon mit einem Risiko verbunden sei. Mit einem Schmunzeln führte Horst W. Opaschowski an, daß alljährlich 150 Menschen allein von herab fallenden Kokosnüssen erschlagen werden.

Der größte Fehler der Tourismuswirtschaft wäre es laut Opaschowski jedoch, die “Neuen Alten” links liegen zu lassen. Alt sei man laut einer Studie heute erst mit 76 Jahren. Die Generation der 50plus sind heute Vielreisende, die viel Geld und Zeit in Reisen investierten. Für diese Generation zählt dabei nicht “young and fun” sondern Service und Qualität, und das rund um die Uhr. Auch der Trend der zunehmenden Individualisierung halte an: die Kunst sei es, Urlaub von der Stange anzubieten, ohne daß der Gast es merkt. Laute Events werden bald an ihre Grenzen treten und einem Wohlfühlen von innen heraus weichen.

Auch der Ferntourismus wird Einbußen verzeichnen und das Auto erlebt als Urlaubsmobil, in einem Markt von Gästen reiferen Alters geprägt, einen neuen Aufschwung. Das Fühlbare wird dabei wichtiger als das Sichtbare. Klassische Informationswege wie Zeitungen werden entgegen der Prognosen weiter bestehen. Ebenso Reisebüros und Reiseveranstalter, buchen derzeit doch gerade mal 3% der ab Fünfzigjährigen über das Internet! Auch hielten 77% der Bevölkerung reichlich wendig von ‚Lastminute-Angeboten’. Die schönste Zeit im Jahr will nach wie vor gut geplant und organisiert sein, wie jüngste Studien belegten. Horst W. Opaschowski sieht die Urlaubsreise weiters als den letzten Traum vom Paradies. Demnach muß im Urlaub alles anders sein, er will inszeniert und vor allem schön sein, fast wie ein glitzerndes Fertigprodukt, wie eine schöne Idee. Neben den traditionellen Urlauben wie Strand-, Sport- und Erholungsurlaub entstehen so neue Urlaubstypen. Im Vordergrund stehen dabei Natur und Erleben, Wellness, Themenpark Tourismus, Kreuzfahrttourismus, Eventtourismus sowie Ferntourismus in bescheidenen Grenzen. “Und gäbe es denn Namen Südtirol nicht schon, müßte man ihn glatt erfinden“, schmunzelte der Zukunftsforscher, “beinhaltet er doch Werte wie Sonne, Süden, Berge und Natur!“

i.A. Birgit Oberkofler
Das Presseteam des Tourismus Management Club (TMC)
Ein Projekt des Laureatsstudienganges für Tourismusmanagement in Bruneck
Freie Universität Bozen