“Wohin in den Ferien?”

Dr. Kirchler mit Evi Unterkofler und Nadia PircherUrlaubsentscheidungen im privaten Haushalt aus wirtschaftspsychologischer Sicht. Der Süden boomt. Urlaubende suchen vor allem Sonne, Wärme und Zufriedenheit. Doch für welches Angebot entscheidet man sich wirklich? Und wie werden wir bei der Entscheidungsfindung beeinflusst? Diese Fragen versuchte Prof. Dr. Erich Kirchler vom Institut für Wirtschaftspsychologie der Universität Wien bei der sechsten TMC-Veranstaltung am Montag zu beantworten. “Entscheidungen werden durch gesellschaftliche Rahmenbedingungen beeinflusst“, erklärte der gebürtige Pusterer Professor. An erster Stelle der Entscheidungsfindung stehen die Motive, welche Urlaubsform wir bevorzugen. Erst dann kann man sich auf die Suche nach dem geeigneten Angebot begeben. Obwohl wir bei diesem Schritt am liebsten rational entscheiden würden, treffen wir irrationale Entscheidungen. “Die Masse treibt!“ und speziell im Tourismus werden Entscheidungen mit einer großen Unsicherheit getroffen, da das Produkt nicht schon im Vorhinein testbar und nicht greifbar ist. Vor allem das Marketing orientiert sich sehr stark an den “Bauchentscheidungen“ der Kunden und die emotionale Ebene wird immer bedeutender.

Stammkunden sind für alle Betriebe besonders wichtig und deswegen muss man sich um ihr Wohlbefinden kümmern. Denn nur ein zufriedener Kunde kommt wieder. Weiters lassen sie Marketingkosten senken und sind qualitätsorientiert. Doch man muss Kunden in zwei Gruppen gliedern: diejenigen, die Lebenszufriedenheit finden wollen und diejenigen, die das Abenteuer suchen. Letztere werden high-sensation-seekers genannt, da sie Neues erleben wollen und bereit sind Risiken einzugehen. Vor allem Bungee-jumping, Free-climbing und Canyoning stehen auf ihrem Programm. Aufgrund ihrer ständigen Suche nach Abwechslung ist es schwer sie als Stammkunden zu gewinnen. “Hohe Zufriedenheit muss nicht unbedingt zu Stammkunden führen“, schränkte Prof. Kirchler ein.

Für die Unternehmen wird es immer schwieriger, die Kunden einzuschätzen, da die klassische Rollenverteilung aufgehoben wird und die Entscheidungen niemanden mehr klar zuzuordnen sind. Außerdem wählen wir immer das Angebot, das uns zu kurzfristiger Besserstellung verhilft, ganz nach dem melioration-principle, doch die “schnell verfügbare Information ist die Wesentliche in der Urlaubsentscheidung“. Andere Wahlmöglichkeiten werden schlicht und einfach nicht mehr beachtet. Das Hochpustertal hat, laut einer Umfrage des Referenten, starke Potentiale, Stammkunden zu gewinnen. Vor allem Natur, Ruhe und Landschaft zählen zu den wichtigsten Faktoren. Südtirol wird von den Kunden für die Gastfreundschaft, die zahlreichen Sportmöglichkeiten und Tradition und Brauchtum geschätzt.