Des einen Freud, des anderen Leid? In Zusammenarbeit mit der Südtiroler Marketingvereinigung organisiert der TMC die gestrige Veranstaltung, die ganz unter dem Thema “Zweitwohnsitze“ stand. Vier Referenten berichteten über die Chancen und Probleme dieses Phänomens.
Das Phänomen der Zweitwohnsitze ist in allen Tourismusregionen anzutreffen und auch Südtirol ist davor nicht gefeit. Wohnungen werden an provinzfremde und Ausländer verkauft. Man beklagt steigende Wohnungspreise, geschlossene Fensterläden und Verfremdung. Zweitwohnsitze benötigen zudem einen Flächenbedarf und bringen relativ wenige Logiergäste. Die Nutzung der Wohnungen erfolgt nur in der Hochsaison und die Zersiedelung des Ortes ist häufig die Folge und dies wiederum kann zu einem Image – und Wettbewerbfähigkeitsverlust führen.
Laut den Daten aus dem Jahr 2001, ist in Südtirol der Anteil der Zweitwohnsitze kleiner als 10%. Jedoch in 12 Südtiroler Gemeinden liegt dieser Anteil bei 35% und höher. Einschränkungen hinsichtlich des Baugrundes gibt es erst seit dem Jahre 1970, doch der größte Teil der vorhandenen Bausubstanz hängt von keiner Bindung ab. Der Verkauf des Altwohungsbestand ist in Südtirol gesetzlich nicht reglementiert und kann somit auch an Provinzfremde erfolgen.
Dort wo sich das Phänomen der Zweitwohnsitze bereits breit gemacht hat, gilt es Erhöhung der Nutzungsfrequenz dieser Wohnungen zu erhöhen. In der Schweiz werden Zweitwohnungen nur zu 5 % an Dritte weitervermietet, da den Eigentümer meist der Aufwand zu groß ist und sie Angst haben vor eventuellem Schaden. Doch am größten ist der Wunsch ihre Privatsphäre zu schützen, da sie in den meisten Fällen eine Bindung zur Wohnung aufgebaut haben, welcher sie von einer nicht minder ertragreichen Vermietung absehen lässt. 15% seien jedoch grundsätzlich bereit die Wohnung zu vermieten wenn jemand für sie die Arbeit erledigen würden. In der Schweiz käme man auf 125 Belegungstage und dies hätte neben dem Vorteil der geöffneten Fensterläden auch noch zur Folge, dass diese Betten touristisch genutzt, und der Region und ihren Dienstleistern ein zusätzliches Einkommen bescheren würden.
LLaut Herrn Sader bringen Zweitwohnung nicht nur Nachteile: sie schaffen Einkommen durch Bau- und Sanierungskosten, Dienstleistungen und Nutzung bestehender Infrastrukturen und sie bringen Steuern sowie Bekanntheit für die Region. Vor dem Gespenst vom “Ausverkauf der Heimat” muss man ebenso wenig Angst haben wie vor Geisterstädten und der Zersiedelung, denn “dies hat nichts mit Zweitwohnungen zu tun, sondern ist ein Problem der gesamten Bauwirtschaft”.